Home Trends & Visionen “3D-Druck wird uns nur noch mehr an Unternehmen binden”

“3D-Druck wird uns nur noch mehr an Unternehmen binden”

In einem Artikel auf Dezeen, beschreibt der Architekt und Autor Sam Jacob, warum er glaubt das 3D-Druck nicht die Produktion liberalisieren wird.

3D-Druck wird oft als mögliche Revolution der Produktion bezeichnet. Viele erhoffen sich von dieser Technologie eine Liberalisierung des Produktionssektors und die Möglichkeit künftig dezentral und unabhängig von einem Herstellers Produzieren zu können. Diese Meinung teilt Jacob nicht. Er erwartet hingegen eine iTunes ähnliche und eine durch DRM beschränkte Zukunft, die uns noch mehr an einige wenige Hersteller binden wird.

Inevitably it won’t be a democratic, distributed version of the technology that takes hold. It’ll be an iTuned, DRMified ecology that will bind us even more closely to fewer and fewer corporations.

Zwar glaubt Jacobs ebenfalls daran, dass 3D-Druck künftige Herstellungsprozesse beeinflussen wird, jedoch weiterhin auf dem Rücken des Konsums und des Kapitalismus.

3D printing might change how we make the world, but it won’t change the world itself.

Let’s face it: 3D printing might give us a million new ways to make objects, but it is unlikely to undo our late capitalist relationship with objects. If the history of the internet is a lesson, then technology only accelerates us further towards the horizon of consumerism, deeper into the depths of digital modernity.

Dabei kann er sich auch die unschöne Zukunft von Unmengen an halb-fertigen Entwürfen, billigen Kopien und chaotischen Zuständen vorstellen:

Here’s another scenario, another possible version of a 3D-printed world. This one is a world that physically resembles the contents of your hard drive (if you are anything like me, that is). A world of half-completed files, a thousand drafts, weird duplicates, super high-res and hyper-compressed versions of the same file and lost aliases. A world made in the image of the detritus around the outlet of a photocopier. A world of copies with no originals. A world of undifferentiated, undetailed substance, endless landscapes of half-finished Sketchup models as though Google’s 3D warehouse had dumped itself back into the physical world. In other words, a super-proliferated Junkspace that would make even Junkspace blush.

 
via Dezeen

Sam Jacobs bietet mit seiner Zukunftsprognose zwar ein weniger euphorisches Bild, könnte aber zumindest mit seinen Argumenten von DRM geschützten Modellen über iTunes ähnliche regulierte Verkaufsplattformen recht behalten. Tatsächlich entwickeln sich einige Bereiche genau in diese Richtung. Das 3D-Druck tatsächlich, eine vom Kapitalismus und Konsum unabhängige Produktion ermöglichen könnte und soziale sowie politische Strukturen radikal verändern wird, wird vermutlich ohnehin nur von wenigen erwartet. Selbst mit Open Source Hardware, wären Konsumenten immer noch von Material Hersteller abhängig.
Und auch wenn Entwicklungen wie iTunes, vielleicht traditionelle Medienunternehmen gefährden und eingeschränkte Nutzungsrechte bringen, so hat die Entwicklung für den Konsumenten doch auch viele Vorteile, die sich möglicherweise auch auf die Welt von 3D-Druck übertragen lassen könnten. Denn auch wenn der Kunde für seine Modelle zahlen müsste, könnte ein schnellerer, organisierter, einfacherer und möglicherweise auch kostengünstiger Zugang zu individualisierteren Objekten ermöglicht werden. Ob dies reicht um von einer “Revolution” zu sprechen ist natürlich eine Definitionsfrage.

Sollte die Entwicklung aber tatsächlich zu einigen wenigen monopolartigen Unternehmen führen, wäre dies für den Konsumenten jedoch sicherlich gefährlich und politisches Handeln wäre notwendig. Seine chaotische Zukunftsversion von 3D-Druck können wir aber nur wenig zustimmen. Zu ähnlich ist der Vergleich mit den unendlichen und chaotisch sortierten Informationen die im Internet zu finden sind. Dennoch würde niemand von Internet als reinen “Junkspace” sprechen. Paradoxerweise sind es dann gerade die monopolartige Unternehmen wie Google und Apple (bspw. App-Store), die es schaffen Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Denn gerade die von ihm prognostizierten Regulierungen, könnten durch Qualitätsstandards auch das Chaos beseitigen.

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