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Mit 3D-Druck-Techniken Kunstwerke restaurieren

Mattia Mercante ist Restaurator von Kulturgütern und arbeitet vor allem mit dem Institut Opificio delle Pietre Dure im italienischen Florenz zusammen. Er verwendet moderne digitale Methoden wie 3D-Scannen, CAD und 3D-Druck, um die Kunstwerke von Künstler und Bildhauer der Renaissance – darunter Michelangelo und Leonardo da Vinci – zu restaurieren.

Mercante studierte Restaurierung am Opificio- Zunächst interessierte er sich für 3D-Modellierung in der digitalen Bildhauerei und experimentierte später mit 3D-Scannern und 3D-Druck, als diese Technologien bekannter und zugänglicher wurden. Anschließend versuchte er, sie in seinem Beruf zu nutzen.

Restaurierungsprojekte
Der erste Schritt in einem Restaurierungsprojekt ist die Evaluierung des Zustands des Kunstwerks durch qualifizierte, technische Inspekteure, die dabei mit den Restauratoren zusammenarbeiten. Die Priorität liegt hierbei bei der Rettung des Kunstwerks und die zukünftige Erhaltung.

Im nächsten Schritt wird ein Scan durchgeführt. Damit können weitere Grundlagen für die Restaurierung geschaffen werden. Mit Hilfe des Scans und des 3D-Modells kann der Stil des Künstlers besser nachvollzogen werden.

3D-Druck wird in den nächsten Schritten genutzt um Prototypen zur Qualitätskontrolle und Visualisierungshilfen zu erstellen. Teilweise wird er auch für die endgültige Restaurierung des Materials eingesetzt.

Eine Restaurierung umfasst Reinigen, Konsolidieren, Restaurieren des Materials und die farbliche Integration. Durchschnittlich nimmt ein Projekt fünf bis sechs Monate in Anspruch. Bei komplexeren Projekten kann es sogar über ein Jahr dauern.

Die zu restaurierenden Objekte reichen von archäologischen bis hin zu modernen Kunstwerken. Mercante hat sich auf die Restaurierung von Terrakotta-, Gips-, Glas- und Wachsskulpturen spezialisiert. Doch das Scannen und der 3D-Druck werden in Projekten mit einer noch größeren Bandbreite an unterschiedlichen Kunstwerken eingesetzt.

Finger einer Skulptur mit 3D-Druck hergestellt

Vor kurzem hat Mercante zusammen mit seinen Kollegen Acerina Garcia Garcia und Edoardo Radaelli ein Projekt für einen Privatkunden abgeschlossen. Bei diesem Auftrag sollten die Finger einer Skulptur auf einem Grabmal in der Kapelle der Villa Borromeo d’Adda in Arcore bei Mailand rekonstruiert werden. Aus dem 3D-Scan der zerbrochenen Hand und einer Kreideskizze, die in einem anderen Museum verwahrt wurde, konnte das Team alle Finger wieder nachbilden, wobei besondere Rücksicht auf die Proportionen und den Stil des Künstlers, Vincenzo Vela, genommen wurde.

„Wir haben die Nachbildungen mit dem 3D-Drucker erzeugt, sie im passenden Marmorton bemalt und sie direkt durch kleine Magnete nicht-invasiv und umkehrbar in das Kunstwerk eingesetzt“, so Mercante.

Die endgültigen 3D-gedruckten Nachbildungen wurden mit Magneten angebracht – eine nicht-invasive und umkehrbare Methode. (Foto: Formlabs)

Die Zukunft der Restaurierung

Es war nicht das einzige Projekt, welches Mercante Dank 3D-Druck erfolgreich umsetzen konnte. Bisher ist es so, dass viele Restauratoren noch Hemmungen vor dieser Technik haben. Mercante glaubt, dass einige Restauratoren die irrtümliche Vorstellung haben, dass Scanner und 3D-Drucker die Restaurierungsarbeit steril und mechanisch machen. Allerdings schwinden die Zweifel nach und nach, da die Qualität stets besser wird und die modernen Technologien ein wachsendes Potenzial bieten.

„3D-Drucker dürfen nicht der Zweck, sondern nur das Mittel sein. Sie sind Werkzeuge in der Hand des Restaurators, die zusätzliche Lösungen ermöglichen. Diese kann der Restaurator wiederum nutzen, um sein Wissen, sein Können und seine Kunstfertigkeit direkt zu übertragen und an die Bedürfnisse des Kunstwerks anzupassen. Mit der Unterstützung von digitalen Werkzeugen können jetzt noch hochwertigere Ergebnisse erzielt werden. Darum möchte ich Restauratoren ermutigen, sie zu nutzen, denn die Zeit- und Kostenersparnis lohnt sich.“

Mercante hofft, dass digitale Technologien weitere Verbreitung finden und bei immer mehr Restauratoren zu einem wichtigen Werkzeug in ihrem Repertoire werden.

„Seit 2015 nutze ich in öffentlichen Einrichtungen wie dem Opificio delle Pietre Dure Scanner und 3D-Druckern in der Praxis. Ich hoffe, dass wir im Institut eine Abteilung ins Leben rufen können, die zu einem eigenständiger Anbieter von Scan-, 3D-Druck- und Modellierungsdienstleistungen für die Restaurierung von Kulturgütern wird.“

Weitere Infos dazu findet man auch im Blog von Formlabs.

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