DIY: 3D-Drucker mit WLAN SD-Karte aufrüsten

In diesem Artikel stelle ich die einfachste Variante vor, wie man bestehende 3D-Drucker mit WLAN aufrüsten kann. Alles was dazu benötigt wird ist eine spezielle WLAN SD-Karte.

Die meisten 3D-Drucker im unteren Preissegment verfügen über keine WLAN-Funktion. Das ist sehr schade, da es oftmals einfacher wäre Dateien einfach per WLAN zu übertragen. Dann würde zumindest das – von mir subjektiv so empfundene – nervige Ab- und Anstecken der SD-Karten entfallen. Zudem werden die Kontakte des Kartenlesers am 3D-Drucker geschont. Eine komplette Fernsteuerung des 3D-Drucker ist damit aber nicht möglich. Wer so etwas anstrebt kann sich beispielsweise mit Octoprint auf dem Raspberry Pi beschäftigen.

Die SD-Karte

Damit das Vorhaben funktioniert benötigt man nur eine SD-Karte die WLAN beherrscht. Der beliebteste Hersteller dafür schein Toshiba zu sein, mit der FlashAir Produktserie. Ich hatte besonderes Glück und konnte eine W-03 Speicherkarte mit 8GB um nur 7,97€ auf Amazon kaufen (neu!). Besonders beliebt für die Anwendung im 3D-Drucker scheinen genau Speicherkarten der W-03 Produktlinie zu sein. Aber auch W-02 oder W-04 Speicherkarten sollen funktionieren.

Installation der richtigen Software

Um die aktuellste Software auf der SD-Karte installiert zu haben, muss man diese erst updaten. Dafür benötigt man das richtige Firmwareupdate. Für die W-03 Karten findet man das Programm hier, und für die W-02 Karten hier. Erst muss das Programm installiert werden, anschließend kann die Software gestartet werden. Die einzelnen Schritte werden genau vorgegeben, die SD-Karte muss mehrmals ausgeworfen, ausgesteckt und wieder angesteckt werden. Sobald dieser Vorgang abgeschlossen ist (dauert maximale einige Minuten) geht es auch schon zur Konfiguration des WLAN.

WLAN konfigurieren

Grundsätzlich unterstützen die W-03 SD-Karten verschiedene Betriebsmodi: AP mode, STA mode und Internet pass-thru mode. Im AP mode agiert die SD-Karte als WLAN Access Point. Man müsste also den PC immer mit dem entsprechenden WLAN verbinden, was nicht sehr praktisch erscheint. Im STA mode verbindet sich die SD-Karte einem vorgegeben WLAN-Netzwerk. Andere Geräte aus dem selben Netzwerk können dann auf sie zugreifen. Im Internet pass-thru mode funktioniert die SD-Karte wie eine Netzwerkbrücke. Geräte können sich damit verbinden und der Gesamte WLAN-Verkehr nimmt dann den Weg vom Gerät zur SD Karte zum WLAN-Router (oder Access-Point). In den meisten Fällen ist also der STA mode der richtige.

Die Konfiguration selbst kann dann einfach in eine Textdatei verfasst werden. Um alle Ordner zu sehen muss man erst versteckte Ordner und Dateien anzeigen. Im SD_WLAN Ordner befindet sich dann eine Datei mit dem Namen CONFIG. Diese muss nun mit einem beliebigem Texteditor bearbeitet werden. Der gesamte Inhalt kann nun mit folgendem ersetzt werden:

ID=FLASHAIR
APPNAME=flashaircard
APPSSID=
APPNETWORKKEY=
APPAUTOTIME=0
APPMODE=5
UPDIR=/
UPLOAD=1
WEBDAV=2

Wichtig sind die Parameter APPSSID und APPNETWORKKEY. APPSSID steht für die SSID des gewünschten WLAN Netzwerkes. APPNETWORKKEY steht für das Kennwort des Netzwerkes. Hinter dem = muss jeweils der entsprechende Text eingeben werden. Zum Beispiel APPSSID=3DruckWLAN und APPNETWORKKEY=GeheimesKennwort. Damit ist die Konfiguration bereits abgeschlossen.

Um das Webinterface allerdings vernünftig nutzen zu können ist noch eine weitere Anpassung notwendig. Es muss ein Ordner (mit Javascript und Bildern) und eine HTML Datei im SD_WLAN Ordner abgelegt werden. Ursprünglich kam der Code dafür von extrud3d. Später gab es eine modifizierte Version auf mattshub.com. Diese habe ich nochmal geringfügig abgeändert. Die Dateien können hier heruntergeladen werden: Extract-Inside SD-WLAN

Anwendung im 3D-Drucker

Damit eine Anwendung im 3D-Drucker möglich ist, muss dieser es auch unterstützen. Eine vollständige Liste von unterstützten und nicht unterstützten Geräten besitzen wir von 3Druck leider nicht. Dennoch hier eine kurze Übersicht: Dremel IdeaBuilder 3D20, BQ Witbox 2 (ab Firmware 2.2.0), Prusa i3 MK2 & MK2S und Tevo Tornado funktionieren mit der WLAN SD-Karte. Der Ultimaker 2+ funktioniert nur mit der alternativen Firmware Tinkermarlin (ab v17). Beim BCN3D Sigma stört das Gehäuse den Empfang etwas. Beim Renkforce RF100 funktioniert die WLAN SD-Karte leider nicht.

Speziell noch eine Info zur Anwendung im Prusa i3: Unter dem Menüpunkt Settings gibt es eine Option “Sd card”, da sollte man Flash Air (Kurzform im Menü flsh air) auswählen.

Abschließend wird die SD-Karte in den 3D-Drucker gesteckt. Die richtige IP-Adresse zum Aufrufen findet man entweder im Menü des WLAN-Routers (oder Access Points) oder man verwendet einen IP-Scanner wie etwa den Angry IP Scanner. Bei mir hat alternativ auch einfach die URL http://flashaircard/ funktioniert.

Fazit

Es sind nur wenige Schritte nötig um die SD-Karte tatsächlich gut nutzbar zu machen. Eine komplette Fernsteuerung des 3D-Drucker ist damit jedoch nicht möglich. Immerhin entfällt das nervige An- und Abstecken der SD-Karte. Doch Vorsicht ist geboten, nicht jeder 3D-Drucker unterstützt WLAN SD-Karten.