In dem vierten Artikel unserer Serie Die 10 größten Vorurteile über 3D Druck geht es darum, ob additive Fertigung und die damit verbundenen “Begleittechniken” schon reif für die breite Masse sind, oder wann dieser Zeitpunkt eintreffen könnte.
Begonnen hat alles 1984, damals hatte Charles Hull den ersten 3D-Drucker erschaffen, der mittels Stereolithografie ein dreidimensionales Objekt aus digitalen Daten erzeugte. Seither hat sich viel im Bereich Additiver Fertigung getan, allgemein gab es zahlreiche Innovationen im Bereich Elektronik. Jung ist 3D Druck also eigentlich nicht, immerhin existiert die Technologie seit über 30 Jahren.
2005 wurde die RepRap Bewegung von Dr. Adrian Bowyer gegründet. Bei RepRap handelt es sich um einen 3D-Drucker der viele seiner Bauteile selber replizieren kann, die restlichen benötigten Bauteile sind günstige Standard-Teile. Obwohl RepRap 3D-Drucker eine große Bekanntheit besitzen und mittlerweile in vielen Formen entwickelt wurden, ist das Konzept nicht für die breite Masse brauchbar. Denn RepRap 3D-Drucker muss man selber zusammen bauen, man muss sich zumindest in die Thematik einlesen oder einige vertiefenden Videos anschauen. Einfach schnell bauen klappt leider nur sehr eingeschränkt – falls überhaupt.
Es gibt natürlich auch fertige 3D-Drucker die man nur mehr an die Steckdose anschließen muss. Diese kosten in der Regel etwas mehr – doch sind sie für die breite Masse geeignet? Die Drucker selber funktionieren eigentlich recht zuverlässig, etwas schwieriger ist es mit den richtigen Einstellungen; hier gibt es unzählige Parameter die richtige gewählt werden müssen. Manche 3D-Drucker werden mit vorgefertigten Profilen für gängige Materialien ausgeliefert, das erleichtert die Sache natürlich, eine letzte Feinabstimmung ist trotzdem meistens notwendig. Und genau dafür braucht man vertiefendes Wissen, wie viele Dinge zusammenhängen – zum Beispiel die HotEnd-Temperatur und die Druckgeschwindigkeit.
Das größte Hindernis ist aber, dass man 3D-Modellierung lernen muss um den vollen Funktionsumfang eines 3D-Drucker nutzen zu können. Es gibt unzählige vorgefertigte Modelle auf verschiedenen Plattformen, doch es gibt längst nicht für jeden Anwendungszweck fertige Modelle. Es wäre natürlich toll wenn Hersteller verschiedenster Produkte 3D-Modelle für Ersatzteile anbieten würden, doch für die Hersteller könnte genau das einen wirtschaftlichen Schaden bedeuten. Denn wenn ein Haushaltsprodukt heute defekt ist muss meist Ersatz gekauft werden, selbst wenn nur ein kleiner Kunststoffteil abbricht. Der gekaufte Ersatz kommt dem Hersteller natürlich deutlich mehr zu Gute als ein kostenloses oder sehr günstiges Modell für ein Ersatzteil. Wer 3D-Modellierung in einer CAD-Software beherrscht kann sich hier möglicherweise selber helfen, ein Modell erstellen und es anschließend 3D-drucken.
Insbesondere die Eingangshürden im Bereich Additiver Fertigung sind ziemlich hoch – es gibt zahllose Geräte, Herstellungsverfahren, Materialien und Software-Lösungen. Zudem ist es fraglich ob 3D-Druck für die breite Masse Sinn macht, ich halte es für unrealistisch, dass jeder Haushalt einen 3D-Drucker besitzt und diesen voll ausnutzt. Ideal wäre eine Zusammenarbeit für mehrere Haushalte, die einen 3D-Drucker ankaufen um diesen dann gemeinsam nutzen zu können. Das selbe Prinzip wird im Büroalltag mit großen 2D-Druckern praktiziert und hat sich als äußerst effektive Herangehensweise herausgestellt.
Hier gibt es die Übersicht über weitere Vorurteile, die wir angegangen sind:
- “Morgen drucke ich mir einfach eine Pizza!”
- “Übermorgen dann eine neue Leber”
- “Bunte Plastikteile schön und gut aber wann kann man richtige Materialien verarbeiten?”
- “Die Technologie 3D Druck ist so jung, wann ist diese reif für die breite Masse?”