Schon sehr früh, Ende 2013, merkte der Scanner Hersteller Artec, dass ihr Profi Handheld Scanner, der Artec Eva, sehr oft für das Digitalisieren von Personen verwendet wird.
Laut Leonid Volkov, dem CBDO von Artec, verwendeten sogar über zwei Drittel der weltweiten “Minime Dienstleistern” den Handheld Scanner für ihre Arbeit mit Personen. Leonid unterstrich in dem Interview mit mir, dass der Artec Eva doch überhaupt nicht dafür entwickelt wurde und zum Beispiel beim Scannen von Haaren, die viele Menschen am Kopf tragen, nicht der optimale 3D-Scanner ist. Aus dieser Situation entstand die Idee einen Scanner zum Digitalisieren von Menschen zu entwickeln. In Rekordzeit schufen die Ingenieure von Artec die Shapify Booth. Und schon im Mai 2014 konnte ein Prototyp des Scanners vorgestellt werden.
Mit der Shapify Booth kann man Personen in 12 Sekunden komplett digitalisieren. Viele von euch werden jetzt meinen, dass dies mittels Photogrammetrie innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde möglich ist. Bei Photogrammetrie handelt es sich um eine Art der Digitalisierung, bei der viele (meistens über 50) Digitalkameras die Person scannen. Nachteil dieser Technologie liegt im Moment bei dem Zeitaufwand, der in das Nachbearbeiten des 3D-Models gesteckt werden muss. Damit die Figur gedruckt werden kann muss ein geübter Techniker schon einmal zwei bis drei Stunden einplanen. Hier liegt in meinen Augen auch der größte Vorteil der Shapify Booth. Diese kommt nämlich mit einer Software, die innerhalb von Minuten die digitalisierte Person automatisch in eine druckbare Datei umwandelt. Damit sind die Personalkosten für die persönliche Actionfigur auf ein Minimum reduziert.
Dienstleister können so ihre Dienste zum Beispiel in Shopping Centern anbieten. Artec und ASDA liefen hier schon einen Testbetrieb in England. Jeder Dienstleister kann wählen, wie er zu seinen Ausdrucken kommt. Entweder er druckt die Figuren am eigenen 3D-Drucker, lagert den Druck an Dienstleister wie Shapeways oder i.materialise aus oder er lässt sich die Figuren von Artec´s Druckerservice senden.
In 2014 wurden 24 Stück der Shapify Booth produziert und schon vorab verkauft. Dabei hat die speziell entwickelte Scanneinheit der Kammer, der Artec L2, bei vielen Dienstleistern für Interesse gesorgt. Das riesige Sichtfeld des Scanners und die Genauigkeit wären für viele Anwendungen interessant. Die hohe Nachfrage veranlasste Artec den L2 in ihr Portfolio aufzunehmen. Dieser sollte bald verfügbar sein. Für 2015 plant Artec übrigens über 300 Stück der Shapify Booth zu produzieren und natürlich zu verkaufen.
Bei der Präsentation der Shapify Booth lies sich Leonid direkt scannen. Mit Mikrofon in der Hand und dem Messe Pass um den Hals diente er als erstes Model der Shapify Booth. Ausserdem hatte Leonid ein kleines Bäuchlein dabei. Die ausgedruckte Figur in der Hand dachte sich Leonid, dass er ein bisschen abzunehmen könnte. Ich gratuliere zu den 10kg weniger!
Artec hat Firmensitze in San Francisco, Moscow (Software Entwicklung) und Luxemburg, wo das Head Quarter und die Produktion ist. Leonid Volkov ist gebürtiger Russe und lebt in Luxemburg. Seit einem Jahr ist er bei Artec als Chief Business Development Officer tätig, zuvor war er über 14 Jahre in der Technologie Branche und Softwareentwicklung unternehmerisch tätig, privat engagiert sich Leonid für die Demokratie in seinem Heimatland.
Über den Autor:
Jakob ist der rasende Reporter für 3Druck.com. Mit seiner Kamera ist er immer auf der Jagd nach Neuheiten aus der Welt der additiven Fertigung und ist für euch auf allen relevanten Messen zu diesem Thema vertreten. Davor arbeitete Jakob mehrere Jahre als Produktmanager für Drucker und Monitore bei einem der größten IT-Distributoren weltweit. In dieser Zeit entwickelt sich auch seine Leidenschaft für 3D Druck. Seit Ende 2013 schreibt Jakob für 3Druck.com und studiert an der FH Wien Entrepreneurship.