Der 3D-Drucker-Hersteller Markforged wurde 2013 gegründet und beschäftigt weltweit mehr als 300 Mitarbeiter. Die 3D-Drucker des Unternehmens sind auf die Herstellung von robusten Teilen aus Metall, Endlosfaserverstärkten Kunststoffen und anderen hochwertigen Materialien für den sofortigen Einsatz in der Industrie spezialisiert. Zu den Kunden in Deutschland zählen unter anderem Porsche/Volkswagen und Siemens.
Im Rahmen der Formnext Connect konnten wir mit Lutz Feldmann, Regional Channel Manager Euro-Central von Markforged, in einem E-Mail-Interview über Markforged sowie die 3D-Druck-Industrie sprechen.
3Druck.com: In den letzten Jahren ist Markforged kontinuierlich gewachsen und konnte große Investoren ins Boot holen, um auch die Expansion voranzutreiben. Welche Auswirkungen hat die COVID-19-Pandemie auf die Entwicklung?
Lutz Feldmann: Natürlich wurden auch wir von der Entwicklung überrollt. Zwei Dinge sind jedoch festzuhalten. Das Team in Boston hat alle Meilensteine trotz der Covid-Einschränkungen mit Bravour erreicht. Zweitens liegen wir vertrieblich sowohl im zweiten, als auch insbesondere im dritten Quartal dieses Jahres deutlich über den Umsätzen der entsprechenden Zeiträume der vergangenen Jahre.
Während der COVID-19-Pandemie konnte der 3D-Druck auch zeigen, dass durch die flexible Produktion schnell reagiert werden konnte. Manche Unternehmen stellten essenzielle Produkte während der Krise her. Wie erlebte Ihr Unternehmen die Krise in diesem Bereich?
Während der Pandemie nutzten Hersteller auf der ganzen Welt Markforged, um defekte Teile zu ersetzen, ihre Maschinen anzupassen und neue Probleme zu lösen, die ihre bestehenden Lieferketten nicht bewältigen konnten. Mit unserem Netzwerks von Druckern und der Vielfalt an starken und haltbaren Materialien, konnte Markforged Hersteller dabei zu unterstützen, schneller als bisher zu innovieren und die Grenzen dessen, was sie schaffen können auch in Krisenzeiten, zu erweitern.
Wir haben einen breit angelegten Community Support initiiert. Durch unsere Cloud Lösung EIGER konnten mehr als 10.000 Kunden betriebskritische Teile nach Bedarf und direkt vor Ort ausdrucken – von Teststäbchen über Mund-Nase-Masken, Türöffner, Maskenhalter u.v.m. Von der ganzen Welt erreichten uns Bilder vom Einsatz der Produkte. Wir sind sehr glücklich hier einen kleinen Beitrag geleistet zu haben.
Der US-Bundesstaat Michigan entschied kürzlich 300 Markforged Drucker anzuschaffen, die kostenlos KMUs zur Verfügung gestellt werden, verbunden mit der Maßgabe im Katastrophenfall vollen Zugriff auf die Druckerflotte zu haben. Unsere zentrale Software EIGER erlaubt dies – ein zentraler Faktor der Entscheidung des Staates Michigan für Markforged.
3Druck.com: Der Metal FFF-Druck erfreut sich in den letzten Jahren immer größerer Beliebtheit. Wie sehen Sie das Potenzial der Technologie? Wird das Verfahren andere Technologien beim Metall-3D-Druck obsolet machen oder werden sich die Technologien ergänzen?
Lutz Feldmann: Ich bin der festen Überzeugung, dass es eine Koexistenz der Technologien geben wird und es zu einer Konsolidierung der Anbieter kommt. Entscheidend hierbei ist nur Eines: Der industrielle, kommerziell sinnvolle Einsatz der Technologie. Mithilfe des 3D-Drucks können direkt Einsparungen erzielt werden, beispielsweise durch die Überbrückung von Lieferzeiten, Kostensenkung in der Produktion oder beim Personal. Die Technologieanbieter, die sich explizit der Kosteneffizienz verschreiben und ihren Kunden entsprechende Lösungen anbieten, werden die Nase vorn haben.
3Druck.com: Wie sehen Sie die Zukunft der additiven Fertigung? Wie wird der 3D-Druck in 5 Jahren die Industrie und die Gesellschaft ändern?
Lutz Feldmann: Mit Prognosen gesellschaftlicher Veränderungen bin ich eher zurückhaltend. In der Industrie wird der 3D-Druck jedoch massiv Einzug halten. Bei digitalen Ersatzteilen sehe ich hierbei das größte Potential. Ein Ersatzteil, dass zu jeder Zeit an jedem Ort verfügbar ist bietet vielfältige Vorteile. Die Reduzierung von Lagerbeständen ist ohnehin seit Jahrzehnten ein kritischer Geschäftsfaktor, da hier sozusagen „totes Kapital“ in den Lagern liegt und eventuell durch Miete der Lagerräume sogar noch Kosten verursacht. Die logistischen Herausforderungen für die Verfügbarmachung gelagerter Teile haben wir in der Krise jüngst zu spüren bekommen und auch unser Planet wird es uns danken, hier alternative Lösungen zu finden. Daneben haben wir mit Markforged bereits in allen Bereichen des Betriebsmittelbaus nach Bedarf Einzug gehalten und dieser Bereich wird weiter dynamisch wachsen.
3Druck.com: Nachhaltigkeit ist mittlerweile ein großes Thema in der Wirtschaft. Wie schätzen Sie den 3D-Druck als umweltfreundliche Technik ein? Welche Rolle spielt Nachhaltigkeit bei Markforged?
Lutz Feldmann: Die Nachhaltigkeit hat bei uns einen hohen Stellenwert. Unsere Drucker sehen wir als Fertigungsmaschinen, die on demand Ergebnisse liefern. Jüngste Zahlen belegen, dass 20% aller 3D-Drucke Ausschuss sind – das ist ein riesiger Kunststoffberg! Markforged ist angetreten, Ausschuss auf ein Minimum zu reduzieren – und unsere Kunden bestätigen, dass wir hier bereits jetzt sehr gut abschneiden.
Weiterhin ist die Logistik ein entscheidender Nachhaltigkeitsfaktor. Teile direkt am Einsatzort zu drucken ist nicht nur zeiteffizient und reduziert Lagerhaltung, es ist vor allem die Transportvermeidung, die hier einen extrem nachhaltigen Nutzen für die Unternehmen hat.