Home Industrie 3D-Drucker-Hersteller Prusa arbeitet an neuer Open-Source-Lizenz

3D-Drucker-Hersteller Prusa arbeitet an neuer Open-Source-Lizenz

Prusa Research gehört zu den bekanntesten 3D-Drucker-Hersteller auf dem Markt. Das Unternehmen, welches von Josef Prusa gegründet wurde, setzt bei der Produktion und Entwicklung seiner Produkte auf Open Source Technologie. Jetzt hat Josef Prusa angeregt, eine neue Lizenz zu schaffen, welche die derzeitigen Probleme bei der Open Source Entwicklung beheben soll.

Obwohl es den 3D-Druck schon seit Jahrzehnten gibt und auch industriell eingesetzt wurde, kam der große Boom erst als die ersten Patente der Technologie ausgelaufen sind und die Open Source Community die additive Fertigung zugänglicher machte. Techniker wie Alessandro Ranellucci (Originalautor von Slic3r), Adrian Bowyer (Gründer des RepRap), David Braam (Originalautor von Cura) oder Scott Lahteine (Marlin-Maintainer) ermöglichten erst viele Entwicklungen in der Industrie.

So konnte auch Josef Prusa auf freie Entwicklungen aufbauen. Prusa blieb diesen Ursprüngen auch immer treu. Auch nach der Gründung seines Unternehmens sind so gut wie alle Entwicklungen unter freien Lizenzen veröffentlicht worden. Der kommerzielle Erfolg gab seinem Team recht. Prusa verkauft hunderttausende 3D-Drucker, Material und bietet Open-Source-Software an.

In einem aktuellen Beitrag will Prusa jedoch auf Probleme bei der derzeitigen Handhabe bei Open-Source-Entwicklungen aufmerksam machen. Er fasst die Hauptprobleme in folgenden Punkten zusammen:

  • Die Standardlizenz GNU GPL, unter der unsere Drucker und Software verfügbar sind, ist sehr vage, kompliziert geschrieben und offen für verschiedene Interpretationen. Sie wurde von Akademikern für akademische Zwecke entwickelt. Die 3D-Druck-Community hat begonnen, sie für Hardware zu verwenden, für die sie nicht ganz geeignet ist. Ein Verstoß gegen diese Lizenz kann nach dem Urheberrecht durchgesetzt werden, aber diese Bestimmungen sind in jedem Land unterschiedlich und mögliche Streitigkeiten können langwierig und teuer sein.
  • Auf dem aktuellen Markt für 3D-Drucker und die dazugehörige Software interpretieren viele Unternehmen Open-Source-Lizenzen auf ihre Weise. Oft geben sie den Quellcode nicht oder nur teilweise frei, und das auch nur, nachdem die Community sie unter Druck gesetzt hat.
  • Es gibt 1:1-Klone von Hardware oder Software auf dem Markt, die der Gemeinschaft nichts zurückbringen.
  • Wenn Code übernommen wird, werden Copyright-Kopfzeilen und Protokolle der Entwicklungsgeschichte oft aus den Repositories gelöscht, wodurch jede Spur der Autoren des ursprünglichen Codes verwischt wird.
  • Geräte- oder Softwarehersteller, die Open Source verwenden, würdigen die ursprünglichen Autoren nicht ausreichend. In ihren Willkommensbildschirmen, Readme-Dateien oder Webseiten finden Sie oft keine Informationen über die Herkunft des Produkts.
  • Beiträge zu gemeinsam genutzten Repositories sind nicht gleich – mit anderen Worten, einige Parteien übernehmen Verbesserungen von anderen, tragen aber selbst nicht bei.
  • Es besteht der Verdacht, dass neue kommerzielle Projekte auf der Grundlage von Open-Source-Projekten entstehen. Ihr Code ist jedoch geschlossen, und sie melden lokale Patente an, die schließlich global ausgeweitet werden können.

Prusa erklärt in seinem Beitrag, dass er im Gegensatz zu anderen Unternehmen der Open-Source-Philosophie treu bleibt und an einer eigenen offenen Lizenz arbeitet. Derzeit ist die Lizenz noch nicht fertig oder veröffentlicht, aber in seinem Artikel nennt er Punkte, die in der Lizenz inkludiert sein werden:

  • Wenn Sie Code oder Entwürfe verwenden, um Software oder Hardware auf den Markt zu bringen, muss die Urheberschaft des Originalcodes deutlich auf dem Produkt oder in der Software angegeben werden. Außerdem ist es verboten, Copyright-Informationen aus den Headern und der Historie von Repositories zu löschen.
  • Die Herstellung von nahezu exakten 1:1-Klonen für kommerzielle Zwecke ist nicht erlaubt.
  • Die Lizenz zur Herstellung von Ersatzteilen gilt für Service-, Modifikations- oder Ausbildungszwecke.
  • Aufrüstungen und zusätzliche Modifikationen auf Basis von Originalteilen sind erlaubt und willkommen.
  • Teile, die als Verbrauchsmaterial angesehen werden können (z.B. Thermistoren, Heizblöcke, Lüfter, Druckplatten usw.), können nach Prüfung durch den Lizenzgeber anhand von Mustern hergestellt und kommerziell verkauft werden.
  • Wenn ein Produkt vom Hersteller als veraltet gekennzeichnet ist (oder länger als 3 Monate nicht gekauft oder bestellt werden kann), erlischt die nicht-kommerzielle Klausel automatisch, wenn identische Teile im Rahmen des Nachfolgers des Produkts nicht mehr hergestellt werden oder nicht separat erworben werden können.
  • Wenn der Lizenzgeber seine Tätigkeit einstellt, wird die nichtkommerzielle Klausel beendet.

Wöchentlicher 3Druck.com Newsletter

Keine News mehr versäumen: Wir liefern jeden Montag kostenlos die wichtigsten Nachrichten und Informationen zum Thema 3D-Druck in Ihr Postfach.

Wir senden keinen Spam! Mit dem Absenden des Formulars akzeptieren Sie unsere Datenschutzbestimmungen.

Keine News mehr versäumen!

Wir liefern wöchentlich kostenlos die wichtigsten Nachrichten und Informationen zu dem Thema 3D-Druck in Ihr Postfach. HIER ANMELDEN. Wir sind auch bei LinkedIn zu finden. Sie können uns hier folgen!