Home Industrie 3D-Druck: Den meisten Unternehmen fehlt es noch an der richtigen Vorgehensweise


3D-Druck: Den meisten Unternehmen fehlt es noch an der richtigen Vorgehensweise


In der Konstruktion und Fertigung sorgen additive Fertigungsmethoden für frischen Wind. Sie sind aber auch oft eine Herausforderung. Güngör Kara, Chief Digital Officer bei EOS – Additive Minds, spricht über seine Sicht der Entwicklung.

Welche Wettbewerbsvorteile eröffnet der Einsatz von 3D-Druck?
Güngör Kara:

„Der industrielle 3D-Druck hat zwei voneinander getrennte disruptive Kräfte. In der Diskussion über die Smarte Fabrik wird viel über die Digitale Fertigungskette gesprochen und den Mehrwert des 3D-Drucks als ein Schlüsselelement in solch einer ‚Additive Manufacturing Fertigungskette‘.

Güngör Kara, Chief Digital Officer bei EOS – Additive Minds

Bild: Kara / EOS – Additive Minds.

Täglich sehen wir eindrucksvolle Beispiele für innovative Bauteile, die Unternehmen einen signifikanten Wettbewerbsvorteil verschaffen, der mit traditionellen Kosteneinsparmöglichkeiten nicht zu realisieren wäre. Ein Hebel, um solche innovativen Bauteile zu generieren, sind beispielsweise die hohen Freiheitsgrade im Designbereich. Das kann genutzt werden, um Bauteile zu integrieren und dadurch die Anzahl nachfolgender Schritte in der Fertigung drastisch zu senken und wenn dann noch mittels Leichtbaustrukturen das Bauteilgewicht reduziert wird, dann erhöht sich neben dem Materialeinsatz auch der Mehrwert für den Kunden. Des Weiteren ist die Positionierung eines Unternehmens als ein Innovations- oder Produktionszentrum für die additive Fertigung strategisch interessant. Insbesondere Großunternehmen erwarten von ihren Tier 1 und 2 Lieferanten diese Fähigkeiten. Je früher man da fit ist und sich als erfahrener Partner etablieren kann, desto größer ist der Wettbewerbsvorteil von Anfang an.“

Welche Innovationen werden den 3D-Druck in den kommenden Jahren maßgeblich beeinflussen? 
Güngör Kara:

„Aus heutiger Sicht gibt es drei essentielle Innovationstreiber: Die steigende Anzahl neuer Materialien, die speziell für die additive Fertigung entwickelt wurden, Design-Optimierungen mittels verbesserter Design-Software sowie die Verbesserung der Maschinenleistung, zum Beispiel durch die steigende Anzahl der verbauten Laser. Die Verschmelzung von Industrie 4.0 Lösungen mit der additiven Fertigung ist ein weiteres Entwicklungsfeld. Etwa durch den Einsatz von ‚Digital Twins‘, die von der Bauteilkonstruktion über die Fertigung bis hin zur Überwachung des Bauteils im Echtzeitbetrieb neue Möglichkeiten eröffnen. Das ist ein sich stark abzeichnender Mega-Trend und wird disruptiv auf Unternehmen wirken, die einen traditionellen Ansatz halten und nicht tiefer in die Wertschöpfungskette einsteigen wollen.“

Worin sehen Sie besondere Herausforderungen im Umgang mit 3D-Druck?

Güngör Kara: „Ein zentrales Thema ist der Aufbau von vertiefenden Kompetenzen in kürzester Zeit. Es gibt für erfahrene Konstrukteure und Ingenieure in diesem Bereich bisher nur wenige Möglichkeiten der Weiterbildung. Zudem fehlt es den meisten Unternehmen noch an der richtigen Vorgehensweise, um eine hochperformante ‚Additive Manufacturing Fertigungskette‘ aufzusetzen. In der Praxis sehen wir aufgrund von fehlender Expertise noch viel ‚Trial & Error‘ – das ist aber keine gute Strategie. Es bindet unnötig Kapazitäten und bremst die effektive Nutzung der Technologie.“

Nutzen Sie in Ihrem privaten Umfeld schon Produkte, die mit 3D-Technologie hergestellt wurden?

Güngör Kara:
 „Ich habe mir im vergangenen Jahr ein Plastik-Element für meinen ‚Youngtimer‘ drucken lassen, da es dies in der Form nicht mehr zu kaufen gab. Aus Kosten-Nutzen-Sicht war das sehr gut. Vom Einsatz 3D-gedruckter Zahnkronen, -brücken oder Hüftkappen bin ich glücklicherweise noch verschont geblieben. In meinem Bekanntenkreis gibt es jedoch bereits einige zufriedene Kunden. Ich werde diese Möglichkeit daher vertrauensvoll nutzen, wenn es doch einmal soweit sein sollte.“

Der Red Bull Ring in Spielberg wird am 11. und 12. April 2018 zu dem Treffpunkt für additive Fertigung. Top-Experten aus den Unternehmen Airbus, Red Bull Racing, voestalpine, Trumpf, EOS und Festo berichten beim Camp „redesign3D.tech“ über Innovationen, Trends und zukünftige Herausforderungen rund um den 3D-Druck. Zudem zeigen Big Player aus verschiedenen Branchen in vier attraktiven Praxis-Workshops, welchen Mehrwert 3D-Druck eröffnen kann. Ein Beispiel für solch einen Workshop ist der „AM Disruption Workshop“. Dahinter verbirgt sich ein Business Wargame, bei dem die Teilnehmer in die Rolle eines etablierten Unternehmens sowie eines Startups schlüpfen. Geleitet wird der Workshop von Güngör Kara und Fabian Alefeld von EOS – Additive Minds. Die Teilnehmerzahl bei der redesign3D.tech ist aufgrund des Workshop-Charakters limitiert – Anmeldungen sind noch möglich: www.redesign3D-tech.at

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