Seit über 20 Jahren findet die Euromold als Messe für Fertigungstechnologien statt, ausserdem war die Euromold eine der ersten Messen, die der Additiven Fertigung eine Bühne gegeben hat.
Ich selbst besuchte die Euromold in den letzten zwei Jahren in Frankfurt und in Düsseldorf. Dieses Jahr findet die Euromold im Zuge der AIRTEC vom 25. – 27. Oktober 2016 statt. Wir haben uns mit Diana Schnabel, der Geschäftsführerin der airtec GmbH unterhalten.
Die Euromold gilt seit über 20 Jahren als die Messe für moderne Fertigung. Additive Fertigung spielt seit vielen Jahren eine Rolle auf der Messe. Wie sind Sie zum ersten Mal mit der Technologie in Berührung gekommen?
Diana Schnabel: Schon vor Euromold und AIRTEC habe ich High-Tech-Messen veranstaltet. Zum Beispiel zu Faserverbundwerkstoffen. Mit der Zeit entwickeln Sie da ein Gefühl für Zukunftsthemen. Als ich Mitte der 90er Jahre zum ersten Mal mit der Additiven Fertigung – damals noch Rapid Prototyping – in Berührung kam, wusste ich sofort, dass da etwas mit Potenzial entsteht. Wir haben uns sofort daran gemacht, die Euromold zum Zuhause für diese neuen Technologien zu machen.
Aus welchem Bereich, aus welcher Industrie kommen die meisten Interessenten an der additiven Fertigung zu der Euromold? Wo sehen Sie das größte Potential?
Die Euromold ist in einer Zeit entstanden, in der sich die deutsche Automobilindustrie für den internationalen Wettbewerb neu aufgestellt hat. Es ging darum, die Zeit von der Idee zu einem neuen Automobil bis dessen Auslieferung an den Kunden von 10 Jahren auf etwa 3 Jahre zu verkürzen. Die Euromold war und ist die Messe, die dafür die Tools zur Verfügung stellt – eines dieser Tools sind die Additiven Fertigungsverfahren. Diese Tools haben dann nach und nach auch andere Branchen genutzt. Zunächst die Mobiltelefonhersteller und andere aus dem Bereich Consumer Electronics – schließlich wollen Sie ein neues Smart Phone schnell mal in der Hand testen – dann Medizintechnik, Lifestyle-Produkte/Schmuck, Möbel und natürlich der Maschinenbau. Die Luft- und Raumfahrt ist in den letzten Jahren hinzugekommen, da hier zwei Entwicklungen zusammenkamen: einerseits wird aktuell in der Luftfahrt aus der Kleinserienproduktion eine Großserien-, wenn nicht Massenproduktion. Hier findet auf der Euromold dann ein Know- how-Transfer aus der Automobilindustrie in die Luft- und Raumfahrt statt. Hinzu kam, dass die Reife der Additiven Technologien einen Status erreicht hat, der ihren Einsatz in Flugzeugen und in der Raumfahrt erlaubt.
Wir hören immer von einem starken Zusammenspiel von Hardware, Software, Verbrauchsmaterialien etc. im Ecosystem von der additiven Fertigung. Wie bringen Sie die Unterschiedlichen Parteien unter ein Dach?
Als Messeveranstalter ist es meine Aufgabe, einen Marktplatz zu schaffen. Die von Ihnen genannten Parteien sind dann zufrieden, wenn ich dafür sorge, dass sich die richtigen Leute mit spannenden Kooperationspartnern und mit den richtigen Kunden treffen. Das von Ihnen beschrieben Zusammenspiel, das „Öko-System 3D-Druck“, steht allerdings noch ganz am Anfang. Aus unserer Sicht wird es nun rasend schnell wachsen. Die bevorstehende „4. Industrielle Revolution“ bedeutet ja, dass autonome Produktionssysteme sich pro kundeninviduellem Produkt („Mass Customization“) selbst den optimalen Fertigungsweg suchen. Mal ganz konventionell, mal mittels Additiver Fertigung, und vermutlich meist als Kombination von beidem. Alles vom Bestellprozess bis zum Weg zum Kunden nach Hause ist darin eingeschlossen. Führt man sich das vor Augen, wird sofort klar, wie wichtig das Zusammenspiel von Hard- und Software und vielem mehr künftig sein wird.
Nach Frankfurt und Düsseldorf kommt die Euromold zum ersten Mal nach München und findet im Zuge der Airtec statt. Können Sie unseren Lesern erklären, wie es zu dieser Zusammenarbeit gekommen ist?
Sehr gern. Im vergangenen Jahr hat die AIRTEC erstmals in München, die Euromold erstmals in Düsseldorf stattgefunden. Unser Weggang aus Frankfurt hatte zahlreiche Gründe – vorrangig waren operative Gründe vor Ort. Beide Messen haben an ihren neuen Standorten die Erwartungen deutlich übertroffen. In München kam jedoch einiges Positive hinzu: München erwies sich als idealer Standort für eine High-Tech-Messe. Nirgends sonst in Deutschland finden Sie im unmittelbaren Umfeld eine solch große Konzentration von TechDAX-Unternehmen wie in München. Sehr günstig für Anzahl und Art der Messebesucher. Außerdem setzt Bayern wie kaum eine andere europäische Region auf Zukunft, Innovation, Industrie, Technik und Wissenschaft. All das führte im vergangenen Jahr zu einem unglaublich positiven Ruck, der durch die AIRTEC ging. Was dies bewirkt hat, sehen Sie in diesem Jahr: wir sind innerhalb des Messegeländes München in größere Hallen umgezogen und aus einer Halle wurden zwei. Da gleichzeitig die Luft- und Raumfahrt auf der Euromold immer stärker wurde und umgekehrt die Additive Fertigung auf der AIRTEC – schließlich profitiert kaum eine andere Branche so sehr von den neuen Möglichkeiten der additiven Verfahren wie der Bereich Aerospace – schien die gemeinsame Durchführung in München folgerichtig. Was unbedingt Erwähnung finden sollte: Die Euromold in München bedeutet in gewisser Weise einen Neustart – hier können wir ganz neue Formate und Zukunftsthemen angehen. Wie wir das 1995 in Wiesbaden gemacht haben. Spannende Messen brauchen immer die Energie hochgekrempelter Ärmel. Und genau dafür werden wir in München sorgen.
Die Vorbereitungen für die beiden Messen laufen sicher auf Hochtouren. In welchem Stadium befindet sich die Euromold gerade?
Das unglaublich positive Feedback, das wir zum Umzug der Euromold nach München erhalten, führt in der Tat gerade zu solchen „Hochtouren“. Unser Fokus liegt darauf, die spannenden und vielfältigen Themen zu kommunizieren, welche die Aussteller von Euromold und AIRTEC und der internationale Fachkongress mit über 200 hochkarätigen Vorträgen aus aller Welt anbieten.
Mehr über die Euromold findet man in unseren News und auf der Homepage des Veranstallters.
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