Im Rahmen eine Mordermittlung setzt die Polizei von Michigan bei der Entsperrung eines Smartphones auf einen Fingerabdruck aus dem 3D-Drucker.
In den letzten Monaten gab es in den USA eine große Debatte um das Entsperren von Smartphones durch staatliche Institutionen. Ins Rollen kam der Disput durch einen Terroranschlag in San Bernardino. Der Täter hatte ein mit Passwort geschütztes iPhone, welches das FBI auswerten wollte. Die Behörden setzten aus diesem Grund den Hersteller des Smartphones, Apple, unter Druck um eine Möglichkeit zu schaffen damit man das Handy entsperren kann. Apple weigerte sich öffentlichkeitswirksam und die Behörden entschlossen sich schlussendlich das Smartphone anders hacken zu lassen.
Fingerabdruck aus dem 3D-Drucker
Die Polizei von Michigan stieß vor wenigen Wochen auf ein ähnliches Problem. Bei einem Mordfall sollte das Smartphone des Opfers ausgewertet werden um Hinweise auf den Täter zu finden. Anstatt sich an den Hersteller des Handys zu wenden, ging die Polizei einen anderen Weg.
Im Gegensatz zu dem Smartphone des Terroristen aus San Bernardino verfügte dieses Smartphone für die Entsperrung auch über einen Fingerabdrucksensor. Der Polizei lagen die Fingerabdrücke, die wahrscheinlich bei einer früheren Verhaftung des Mordopfers abgenommen wurden, vor. Mit diesen Informationen beauftragte die Polizei das “UCSF Jain Laboratory”, welches sich darauf spezialisiert hat Fingerabdrücke für Fingerabdrucksensoren mit 3D-Druck herzustellen, die Finger des Opfers zu reproduzieren.
Auch die elektrische Leitfähigkeit der Haut muss kopiert werden
Das Labor um den Wissenschaftler Anil Jain druckte daraufhin den Daumen und den Zeigefinger für die Entsperrung. Es lagen zwar die Abdrücke für alle zehn Finger vor, doch diese Zwei werden am häufigsten für die Entsperrung genutzt. Das Team von Anil Jain hat für die Produktion der Fingerabdrücke eine eigene Methode entwickelt, denn bei den meisten modernen Fingerabdrucksensoren ist es nicht ausreichend nur den Fingerabdruck nachzubilden. Es handelt sich um kapazitive Sensoren, welche erst durch die elektrische Leitfähigkeit der Haut den Finger wahrnehmen. Während bei den meisten Nachbildungen der Abdrücke nur Kunststoff verwendet wird, setzt das “Jain Laboratory” beim Druck auf eine dünne Schicht von metallischen Partikeln, welche diese Leitfähigkeit imitieren.
Ob die Entsperrung des Smartphones erfolgreich war, ist derzeit noch nicht bekannt, denn die Ermittlungen in dem Mordfall laufen noch und es werden aus diesem Grund noch keine genaueren Informationen weitergegeben. Es ist jedoch der erste bekannte Fall in dem in einer Ermittlung versucht wird ein Smartphone mit einem 3D gedruckten Finger zu entsperren.
In diesem Video erklärt Anil Jain seine Arbeit:
Hier sieht man andere Verfahren um Fingerabdrücke für Smartphone-Entsperrungen zu imitiert: