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Artillery Sidewinder X1 Test – Großformatiger Einstiegsdrucker zum fairen Preis

Auf der Suche nach einem günstigen FDM Drucker mit Direct Drive Extruder sowie einem großen Bauraum sind wir auf den Sidewinder X1 gestoßen. Der chinesische Hersteller Artillery, der seine 3D-Drucker seit Ende 2018 anbietet, erfreut sich in der Community zunehmender Beliebtheit. Grund das Gerät unter die Lupe zu nehmen. Ein Testgerät der vierten Version wurde uns dafür freundlicherweise zur Verfügung gestellt.

Verpackung & Lieferumfang

Das Gerät wird sicher und professionell verpackt in drei vormontierten Teilen geliefert und sieht auf den ersten Blick sehr wertig aus. Im Lieferumfang enthalten sind zwei vormontierte Geräteteile, der Filament Halter, Schrauben und Muttern sowie eine kleine Tasche mit einem rudimentären Werkzeugset (Inbusschlüssel und Schraubenschlüssel), Reservekabel, Reserve LED und Kugellager, USB-Stick und Kabel sowie eine Aufbauanleitung und einen EU–Stecker. Eine Repetier Host Software für Windows, ein Config File für Slic3r, ein Testobjekt und die Aufbauanleitung in mehreren Sprachen sind auf dem USB-Stick gespeichert.

Aufbau und Inbetriebnahme

Der Aufbau gestaltet sich nicht sonderlich herausfordernd und konnte gut anhand der mitgelieferten Beschreibung vorgenommen werden. Das Gerät wirkt hochwertig verarbeitet und die Teile passen perfekt zusammen. Die Abbildungen in der mitgelieferten Beschreibung sind zwar nicht ganz ident mit dem Gerät und auch die Konfigurationshinweise für einen empfohlenen Cura Slicer werden anhand einer veralteten Version beschrieben. Nichtsdestotrotz reichen die mitgelieferten Informationen aber auch für einen Anfänger um das Gerät ordentlich in Betrieb zu nehmen.

Vorsicht ist jedoch beim Anschluss der Flachkabel geboten. Zwar sorgen die verwendeten Flachkabel für ein besser aufgeräumtes Bild als bei vergleichbaren Geräten, die Steckverbindung sollte man jedoch äußerst achtsam und genau durchführen da ansonsten die Kanten der Kabel beschädigt werden könnten. Auf diesen Umstand wird auch in einer gesondert beigelegten Beschreibung hingewiesen und auch das beigelegte Reservekabel erklärt sich somit. Außerdem sollten auch die bereits vormontierten Schrauben nochmals nachgezogen werden. Bei uns zeigte sich eine „vormontierte“ Schraube als deutlich zu locker angezogen.

Wir benötigen etwa 15 Minuten von der Öffnung der Packets bis zum fertig aufgebauten Gerät. Weitere 5 Minuten benötigt die Kalibrierung des Druckbetts die mittels Handschrauben manuell vorgenommen und in mehreren Durchläufen erfolgen sollte. Als Betriebssoftware verwenden wir Ultimaker Cura. Die benötigten Profile und Definition Files können für verschiedene Cura Versionen hier geladen werden.

Für Linux und Mac User empfiehlt sich außerdem folgende Anleitung zur Einrichtung der Profil- und Definition Files:

Artillery 3D Printers & Cura 4.5 and 4.6.x Installation Package Walkthrough

Der Filament Halter offenbart Vor- und Nachteile. Einerseits erhöht die obige Position die Höhe des bereits großen Druckers nochmals erheblich, was für Anwender mit beschränkten Aufstellhöhen (z.B. in einem Regal) problematisch werden könnte. Außerdem kann die Rollengröße nur mittels Inbusschlüssel geändert werden. Hier wäre ein Schnellverschluss wünschenswert. Andererseits ermöglicht der Aufbau des Filament Halters eine große Flexibilität und ermöglicht kleine bis große (auch 2kg und mehr) Spulen. Die Kugellager sorgen für eine sehr gute Abrollung der Spule. Ein integrierter Filament Sensor stoppt den Druckvorgang unmittelbar, wenn das Material ausgeht.


Obig montierter Filament Halter mit Sensor

Nach etwa 30 Minuten können wir den ersten Druck starten.

Display und Menü

Die Geräte- und Drucksteuerung kann auch direkt über das integrierte Touchdisplay vorgenommen werden. Das Menü ist dabei logisch aufgebaut und beinhaltet alle wesentlichen Funktionen. Die Kalibration des Druckbetts sowie der Filament Wechsel sowie der Start des Drucks wird direkt am Display vorgenommen.


Touch Display


Leveling Schrauben zur Kalibration des Druckbetts

Unser Test

Ohne weitere Software drucken wir zuerst das am USB Stick mitgelieferte Testobjekt. Der Druck des etwas langweiligen Würfels erfolgt ohne Probleme und in guter Druckqualität. Unmittelbar positiv fällt dabei der extrem leise Druckvorgang auf. Eine integrierte LED Beleuchtung am Extruder lässt den Druckvorgang außerdem besser beobachten und gibt durch eine sich ändernde Lichtfarbe einen groben Hinweis auf den Fortschritt des Drucks. Der erste Eindruck ist sehr positiv.

LED Beleuchtung

Deutlich interessanter ist jedoch der Druck von großen Objekten. Wir entscheiden uns für den Eiffelturm den wir in mittels Cura in etwa 20 cm und dann in maximaler Größe Drucken. Das gewählte Druckobjekt offenbart jedoch eine kleine Schwäche des Gerätes. Die Druckplattform heizt nach außen nicht gleichmäßig und die geringe Auflagenfläche des Modells führt zur Ablösung von der Druckplattform nach etwa 5cm Druckhöhe. Eine derartige Ablösung unter den gegebenen Umständen ist zwar nicht ungewöhnlich, illustriert aber auch die Adhäsion Grenzen der sonst für gute Haftung bekannten Lattice-Glas (keramikbeschichtetes Glas) Platten. In unserem Fall lösen wir das Problem einfach und zuverlässig mittels Haftspray. Der weitere problemlose Druck der beiden Eiffeltürme in mittlerer Qualität überzeugt und zeigt auch bei hohen Teilen keine abnehmende Druckqualität. Die am Bild ersichtlichen gezogenen Fäden führen wir auf eine zu geringe Kühlung des Lüfters zurück, lassen sich aber durch eine bessere Temperatureinstellung noch deutlich reduzieren.


Eindrucksvolle Gesamthöhe, nicht nur des Druckbetts

Bei den anschließenden etwa 80h andauernden Drucktests zeigen sich der Aluminiumrahmen auch für hohe Objekte als überraschend stabil und die duale Z-Achse als überdurchschnittlich synchron. Ein wackeln können wir im Gegensatz zu einigen anderen Berichten nicht feststellen.

Auch der Direktantrieb des Sidewinders überzeugt in dieser Kombination mit hoher Zuverlässigkeit. Das wechselstrombetriebene Druckbett und auch das Volcano-Hotend heizen durchwegs schnell (wenn beim Druckbett auch nicht gleichmäßig) vor. Die Verwendung von Klebstoff oder Haftspray sorgt bei unseren weiteren Tests jedoch für eine zuverlässige Haftung von PLA, ABS und TPU. Der Druck des flexiblen TPU gelang durch den Direct Drive Extruder besonders unproblematisch. Die Kühlung des Extruders funktioniert verlässlich, die Kühlung des extrudierten Filaments ist jedoch etwas unterdimensioniert.


Zwei Lüfter, ungleichmäßige Leistung

Die langfristige Zuverlässigkeit der Flachkabel und die Stabilität des Extruder Hebel (in manchen Foren als fragil kritisiert) können wir in der kurzen Test Zeit nicht beurteilen.

Fazit

Trotz einiger vorhandener Schwächen überrascht uns der Artillery Sidewinder X1 V4 positiv durch seine zuverlässige Qualität sowie durch sein sehr gutes Preis-/Bauraum Verhältnis. Die 4. Geräte Version illustriert dabei die hohe Ambition von Artillery ein ernstzunehmender Herausforderer im Budget-3D-Drucker Markt zu werden.

Pro

Gutes Preis-/Leistungsverhältnis
Großer Bauraum
Zuverlässige Druckergebnisse auch bei großen Objekten dank Direct Drive Extruder und dualer Z-Achse
Sehr schnelles Aufheizen des AC Heizbetts
Äußerst leise
Modifizierbar für Maker

Contra

Der Anschluss der Flachkabel ist etwas fragil
Der oben angebrachte Filament Halter erhöht die Höhe des bereits großen Druckers nochmals um ein gutes Stück
Das beheizbare Druckbett wird nicht durchgängig heiß und ist an den Außenrändern spürbar kühler als in der Druckbettmitte

Technische Details

Artikel Nummer: SW-X1-F
Drucktechnologie: FFF – FDM
Bauraum [LxBxH]: 300 x 300 x 400 mm
Rahmenmaterial: Aluminium
Positionsgenauigkeit: 0,05mm (XY), 0,1mm (Z) (lt. Hersteller)
Druckgeschwindigkeit: bis zu 150 mm/s (lt. Hersteller)
Schichtdicke: 0,05mm (lt. Hersteller)
Extruder: Single Direct Drive Extruder für 1,75mm Filament, max. 240 Grad, Vulkan, 0,4mm
Kontrollboard: MKS GEN L
Netzteil: integriert 220V
Schnittstellen: USB, USB Stick, SD-Karte
Display: Color Touch – Display
Bauplatte: Lattice-Glas Druckplattform, beheizbar bis max. 130 Grad
Sonstiges: Filamentsensor, Resume Print Funktion, Duale Z-Achse
Kompatibilität: Windows, Linux, MacOS
Erhältlich: u.a. Aliexpress

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Überblick der Rezensionen
Druckqualität
8
Ausstattung
7
Software
7
Zuverlässigkeit
9
artillery-sidewinder-x1-test-reviewDer Drucker kann um etwa 350€ bezogen werden und stellt damit ein sehr faires Angebot für alle Druckeinsteiger, sowie eine gute Ergänzung für jene dar, dessen aktueller Bauraum zu klein wird.