Die 3D-Drucker von Bambu gehören aktuell nicht nur zu den beliebtesten Consumer-Geräten, sondern setzen auch darüber hinaus neue Maßstäbe auf dem Markt. Das Flaggschiff der Serie, der X1-Carbon, punktet mit innovativen Funktionen, erstklassiger Verarbeitung und einer beeindruckenden Leistung – insbesondere in seiner Preisklasse. Wir haben den Drucker getestet und teilen unsere Eindrücke.
Das 2020 gegründete chinesische Unternehmen Bambu Lab hat sich mit modernen 3D-Drucklösungen in kurzer Zeit einen Namen in der Branche gemacht. Das Unternehmen verfolgt das Ziel, 3D-Drucktechnologie zugänglicher, schneller und benutzerfreundlicher zu gestalten – mit beachtlichem Erfolg.
Ein zentraler Aspekt der Unternehmensstrategie ist die Integration der Community in das eigene Ökosystem. Plattformen wie MakerWorld sowie Softwarelösungen wie Bambu Studio für den Desktop und die mobile App Bambu Handy spielen dabei eine Schlüsselrolle. Diese Tools haben nicht nur die Akzeptanz bei Maker-Enthusiasten und professionellen Anwendern gestärkt, sondern auch eine neue Generation junger Nutzer begeistert, die die benutzerfreundlichen Plug-and-Play-Funktionen von Bambu schätzen. Mit einer stetig wachsenden globalen Community und kontinuierlichen Innovationen hat sich Bambu Lab in kurzer Zeit als eine führende Kraft im Bereich des Consumer-3D-Drucks etabliert.
Allerdings blieb der rasante Erfolg nicht ohne Kontroversen. Kritiker warfen dem Unternehmen Sicherheitsmängel im Netzverkehr, unerwartetes Starten von Druckvorgängen und fragwürdigen Umgang mit Nutzerdaten vor. Bambu Lab reagierte auf diese Vorwürfe mit Stellungnahmen und Maßnahmen, darunter die Einführung der Möglichkeit, Drittanbieter-Firmware zu installieren. Diese Themen lösten insbesondere in der traditionell Open-Source-orientierten 3D-Druck-Community kontroverse Diskussionen aus, da Bambu Lab nicht alle Entwicklungen offenlegt.
Trotz dieser Herausforderungen bleibt das Unternehmen ein bedeutender Akteur, der durch Innovation und Community-Nähe die Branche nachhaltig prägt.
Bambu Lab X1 Carbon
Ein bedeutender Meilenstein für Bambu Lab war die Markteinführung des Bambu Lab X1 Carbon. Dieser 3D-Drucker, der 2022 über eine erfolgreiche Kickstarter-Kampagne finanziert wurde, setzt mit seiner hochmodernen Technologie neue Maßstäbe im Consumer-Segment. Zu den Highlights des X1 Carbon zählen unter anderem das AMS-System für Multimaterialdruck, eine LIDAR-unterstützte automatische Kalibrierung, Mehrfarben-Druckmöglichkeiten, ein geschlossener Bauraum sowie eine KI-gestützte Fehlererkennung.
Durch die Kombination aus beeindruckender Geschwindigkeit, hoher Präzision und benutzerfreundlicher Software erregte der X1 Carbon viel Aufmerksamkeit und etablierte sich rasch als Benchmark für Consumer-3D-Drucker. Auch heute gilt er vielerorts als Referenzmodell in seiner Klasse – Grund genug, das Gerät einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Lieferung und Aufbau
Der Bambu X1C wird fertig montiert in einer sicheren Verpackung geliefert, wodurch er sofort einsatzbereit ist. In der Combo-Version ist das Automated Material System (AMS) bereits enthalten, das bis zu vier Filamentspulen gleichzeitig unterstützt. Mit optional erhältlichen Erweiterungen und zusätzlichen AMS-Modulen lässt sich die Kapazität des Druckers auf bis zu 16 Farben oder Materialien erweitern – ideal für komplexe und kreative Projekte.
Der Lieferumfang der Combo-Version umfasst außerdem drei Filamentproben (in Sample-Menge), eine magnetische Bauplatte (zufällig entweder in glatter oder strukturierter PEI-Ausführung), eine Zubehörbox mit Werkzeugen, zwei Ersatz-Filament-Cutter, ein Überraschungsgeschenk sowie die für das AMS benötigten Bus-Kabel und ein Netzkabel. Extras wie vibrationsdämpfende Füße oder eine SD-Karte sind separat erhältlich.
Der Aufbau gestaltet sich schnell und unkompliziert. Nach dem Entfernen einiger Transportsicherungen sowie der Schutz- und Verpackungsmaterialien muss lediglich das AMS mit dem Drucker verbunden werden. Dank der benutzerfreundlichen Software und des reaktionsschnellen Touchscreens wird der Nutzer zuverlässig durch die einzelnen Schritte geführt. Nach der Einrichtung von Sprache und WLAN-Verbindung beginnt das Gerät mit einer automatischen Kalibrierung, die etwa 15 Minuten dauert. Hierbei kommen LIDAR-Technologie und ein Berührungssensor für die automatische Bettnivellierung zum Einsatz, ebenso wie ein Vibrationstest zur Optimierung der Druckqualität.
Nach Abschluss der Kalibrierung ist der Drucker einsatzbereit und bietet eine solide Grundlage für qualitativ hochwertige Druckergebnisse – perfekt für Einsteiger und erfahrene Anwender gleichermaßen.
Funktionen und Ausstattung
Der erste Eindruck des Bambu X1 Carbon ist äußerst positiv. Das Gerät überzeugt mit einem robusten Stahlrahmen, einem effizienten CoreXY-Bewegungssystem und einem hochwertigen Gehäuse aus gebürstetem Aluminium. Zusätzlich kommen stabile Kunststoffe und echtes Glas zum Einsatz, was dem Drucker einen professionellen und langlebigen Eindruck verleiht.
Der geschlossene Bauraum sorgt für eine stabile Temperatur. Er ermöglicht dadurh die Verarbeitung anspruchsvollerer Materialien wie ABS, ASA, PVA, PET, PA, PC sowie carbon- und glasfaserverstärkten Polymeren. Zwar verfügt der Bauraum über kein aktives Heizsystem, unterstützt aber dennoch die Verarbeitung dieser Materialien durch seine isolierte Bauweise. Die maximale Düsentemperatur von 300°C erweitert die Materialvielfalt erheblich, allerdings sind für manche Anwendungen gehärtete Hotends oder unterschiedliche Düsendurchmesser erforderlich, die separat erworben werden müssen.
Das CoreXY-System erlaubt beeindruckend hohe Druckgeschwindigkeiten. Mit einer Beschleunigung von bis zu 20.000 mm/s² und einer maximalen Druckgeschwindigkeit von 500 mm/s ist der X1 Carbon einer der schnellsten Consumer-3D-Drucker. Diese Geschwindigkeitsvorteile kommen insbesondere bei Single-Material-Druckvorgängen zur Geltung. Ein Benchy in einfarbiger Ausführung lässt sich beispielsweise in nur rund 17 Minuten drucken. Beim Multimaterialdruck erhöht sich die Druckzeit jedoch spürbar, da der Wechsel zwischen Materialien sowie das zugehörige Purging und „Pooping“ (Entfernen überschüssigen Materials) zusätzliche Zeit und Material verbrauchen.
Mit einem Gewicht von 22,3 kg und Abmessungen von 39 x 39 x 46 cm bleibt der Drucker kompakt und platzsparend. Der Bauraum von 25,6 x 25,6 x 25,6 cm ist für heutige Standards eher durchschnittlich, bietet aber dennoch ausreichend Platz für die meisten Projekte im Consumer-Bereich.
Steuerung und Software
Die intuitive Benutzersteuerung ist ein zentraler Erfolgsfaktor von Bambu Lab. Der Bambu X1 Carbon lässt sich nahtlos über verschiedene Schnittstellen steuern: Sei es über die Bambu Studio Software am PC, die Bambu Handy App oder direkt am Gerät über das 5-Zoll-Farb-Touchscreen und SD-Karte. Selbst komplexe Multi-Material-Drucke können so bequem und unkompliziert verwaltet werden.
Alle Softwareschnittstellen sind eng mit der firmeneigenen Plattform MakerWorld integriert, die ähnlich wie Printables im Prusa-Ökosystem funktioniert. Über MakerWorld können Druckaufträge direkt von der Plattform aus gestartet werden, auch remote via App. Diese Funktionalität wird durch eine Webintegration unterstützt, die anfangs aufgrund von Datenschutzbedenken kritisch betrachtet wurde. In der Praxis funktioniert sie jedoch so zuverlässig, dass vor allem Hobbyanwender vermutlich wenig Probleme mit derartigen Bedenken haben dürften.
Ein weiteres Highlight der Remote-Steuerung ist die integrierte Webcam, die es ermöglicht, Druckvorgänge aus der Ferne zu überwachen. Zusätzlich erkennt die AI-gestützte Fehlererkennung Probleme wie Spaghetti-Stringing oder erste Layer-Fehler in Echtzeit. Allerdings kann es dabei zu Fehlalarmen kommen: So führte unser Testdruck eines String-Art-Motivs (eines Weihnachtsbaums) zu einer fälschlichen Fehlermeldung, da das Gerät die String-Struktur als Druckfehler interpretierte.
Eine zusätzliche, benutzerfreundliche Funktion, die zum Erfolg des X1 Carbon beiträgt, sind die automatischen Zeitrafferaufnahmen. Diese ermöglichen beeindruckende Visualisierungen von Druckvorgängen und sind besonders bei kreativen Projekten beliebt. Die gesamte Nutzbarkeit des Druckers wird zudem durch die LED-Beleuchtung im Inneren des Bauraums unterstützt, die nicht nur die Überwachung erleichtert, sondern auch für Zeitrafferaufnahmen optimale Lichtverhältnisse schafft.
Unser erster Test
Wir haben den Bambu X1 Carbon erstmals mit den Standardmaterialien PLA, PETG, ABS und ASA getestet und dabei sämtliche verfügbaren Schnittstellen genutzt. Die Bambu Handy App, die Bambu Studio Software und die SD-Karte. Unsere Testobjekte umfassten eine breite Palette von Modellen – von Multi-Material- und Multi-Farben-Drucken über große und kleine Designs bis hin zu komplexen String-Art-Strukturen und einfachen Formen. Das Ergebnis war durchweg beeindruckend: hohe Druckqualität ohne größere Probleme.
Die Bedienung des Geräts erwies sich als intuitiv und einfach, und das Bambu-Ökosystem überzeugte durch seine Praktikabilität. Das erklärte Ziel des Unternehmens, den 3D-Druck zugänglicher und unkomplizierter zu machen, sehen wir als klar erfüllt.
Für den Test komplexerer Materialien, einschließlich der Nutzung von Supportmaterialien, haben wir gehärtete Hotends bestellt. Über diese Erfahrungen werden wir separat berichten. Allerdings ist die Funktionalität des Druckers, insbesondere zu diesem Preispunkt, bereits jetzt bemerkenswert und für die meisten Projekte mehr als ausreichend.
Praktische Herausforderungen beim Multimaterialdruck
Neben den bereits erwähnten Datenschutzbedenken sind uns einige praktische Nachteile aufgefallen. Insbesondere für Neueinsteiger im Bereich des Multimaterialdrucks könnten diese relevant sein:
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- Längere Druckzeiten
Beim Druck mit mehreren Materialien über ein Materialwechselsystem, das mit nur einem Extruder arbeitet, verlängert sich die Druckzeit in vielen Fällen erheblich. Dies ist ein allgemeines Merkmal solcher Systeme und kein spezifischer Mangel des Bambu X1 Carbon. - Materialverschwendung
Ein größerer Nachteil ist die erhebliche Materialverschwendung bei den Standardeinstellungen. Diese entsteht primär durch den empfohlenen Purge-Tower und vor allem durch das sogenannte Pooping – das Abwerfen überschüssigen Materials vor dem Druck. In unseren Tests führte dies in einigen Fällen zu einem verdreifachten Materialverbrauch, abhängig von der Anzahl der Farben, den verwendeten Materialien und der Komplexität des Modells.
Dies könnte bei Hobbyanwendern zu unerwartet hohen Materialkosten führen und steht im Widerspruch zu den oft propagierten grünen Zielen des Unternehmens. Hier schneidet beispielsweise die MMU3 von Prusa besser ab, die Material- und Zeitaufwand effizienter handhabt. - Optimierungsmöglichkeiten
Zwar bietet der Bambu X1 Carbon Optionen, den Materialverbrauch durch Einstellungen zu reduzieren, doch eine vollständige Vermeidung des Materialüberschusses ist nicht möglich. Nutzer, die häufig mit Multimaterialdrucken arbeiten, sollten diese Aspekte bei der Planung berücksichtigen.
- Längere Druckzeiten
Unser Fazit
Der Bambu X1 Carbon war zweifellos ein Meilenstein im Consumer-3D-Druck. Mit seiner robusten Bauweise, fortschrittlichen Technologien wie LIDAR-gestützter Kalibrierung, KI-Fehlererkennung, CoreXY-System für hohe Druckgeschwindigkeiten und einer benutzerfreundlichen Bedienung hat er sich als Benchmark im Consumer-Segment etabliert. Die nahtlose Integration in das Bambu-Ökosystem mit Tools wie MakerWorld, Bambu Studio und der Bambu Handy App macht ihn besonders attraktiv für Einsteiger.
Die Druckqualität überzeugt sowohl bei Standardmaterialien wie PLA und PETG als auch bei anspruchsvolleren Materialien wie ABS, ASA. Auch der unkomplizierte Aufbau und die schnelle Einsatzbereitschaft des Geräts sind klare Pluspunkte.
Positive Punkte:
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- Hervorragende Druckqualität: Konsistent und zuverlässig bei unterschiedlichsten Materialien und Modellen.
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Benutzerfreundlichkeit: Intuitive Steuerung über Touchscreen, Software und App.
- Fortschrittliche Technologie: LIDAR-unterstützte Kalibrierung, KI-Fehlererkennung, automatische Zeitrafferaufnahmen.
- Hohes Tempo: Beeindruckende Druckgeschwindigkeiten von bis zu 500 mm/s.
- Stabiles Design: Robuste Konstruktion aus Stahl, Aluminium und Glas.
- Plug-and-Play-Funktionalität: Minimaler Aufwand für Einrichtung und Nutzung.
- Multimaterialdruck: Unterstützt bis zu 16 Farben/Materialien (mit Erweiterungen).
Negative Punkte:
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- Materialverschwendung: Besonders bei Multimaterialdruck durch Purge-Tower und Pooping teils erheblicher Materialverbrauch, der Kosten und Umweltbelastung erhöht.
- Längere Druckzeiten: Materialwechselprozesse verlängern die Druckzeit bei komplexen Modellen spürbar.
- Begrenzte Bauraumgröße: Mit 25,6 x 25,6 x 25,6 cm für heutige Standards eher durchschnittlich.
- Datenschutzbedenken: Webintegration und Datenverkehr wurden kritisch betrachtet, auch wenn sie in der Praxis gut funktionieren.
Wer gezielt auf Materialkosten und Druckzeiten achten möchte/muss, sollte die Optimierungsmöglichkeiten des Geräts nutzen oder die langfristigen Kosten genauer berechnen.
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Trotz einiger Nachteile, vor allem beim Multimaterialdruck, überwiegen aufgrund des Gesamtpakets und des Preises (von derzeit 1249€ in der Combo Version) die Stärken des Bambu X1 Carbon deutlich. Für Hobbyanwender und selbst für mache geschäftlichen Anwender ist der Bambu X1 Carbon eine ausgezeichnete Wahl.
Der Drucker kann im Fachhandel oder direkt im offiziellen Shop gekauft werden.