Maßgeschneiderte Schuheinlagen aus dem SOLE 3D-Drucker von PodoPrinter – Interview mit Guus van Gestel

Das niederländische Unternehmen PodoPrinter hat SOLE entwickelt, einen 3D-Drucker für Podologen und orthopädische Schuhmacher zur Herstellung maßgeschneiderter und medizinischer Einlegesohlen. Das einfach zu bedienende System basiert auf der FDM-Technologie und verwendet ein spezielles Schaumstoff-Filament und eine spezielle CAD-Software für Schuheinlalgen. Nach Angaben des Unternehmens sind keine Vorkenntnisse im 3D-Druck erforderlich. In einem Interview mit 3Druck.com erläutert Produktmanager Guus van Gestel, wie die Additive Fertigung die Produktion in der Branche verändert.

SOLE kann mit nahezu jedem 3D-Scangerät kombiniert werden. Ausgehend von einem 2D- oder 3D-Scan des Fußes kann mit der PodoCAD-Software des Unternehmens, die verschiedene Kategorien und Elementbibliotheken enthält, eine maßgeschneiderte Einlegesohle entworfen werden. Der 3D-Druckprozess ist vollständig automatisiert und verfügt über ein Förderband, welches eine unbemannte Produktion rund um die Uhr ermöglicht.

Das verwendete Material ist ein einzigartiges TPU-Schaumfilament, das in verschiedenen Farben angeboten wird. Die Shore-Härte kann sowohl in bestimmten Bereichen einer Einlegesohle als auch über einzelne Elemente hinweg fein abgestimmt werden. Diese Individualisierung wird durch die Regulierung des aktiven Schäumens, der Druckgeschwindigkeit, der Schichthöhe und der verschiedenen Füllstrukturen ermöglicht. Wenn Kunden Einlegesohlen mit ihrem eigenen Design bevorzugen, kann ein Cover zur Verfügung gestellt werden.

Der SOLE 3D-Drucker ist für KMUs, Sanitätshäuser oder Praxen geeignet und bietet ein hohes Maß an Genauigkeit und Flexibilität zu einem wettbewerbsfähigen Preis. Im Vergleich zu herkömmlichen Fräsverfahren trägt er auch zu einer nachhaltigeren Produktion durch weniger Materialabfall bei.

Interview mit Guus van Gestel

In einem Interview mit 3Druck.com erläutert Produktmanager Guus van Gestel, wie die Additive Fertigung die Produktion in der Branche für Einlegesohlen verändert und kommentiert die aktuelle Situation sowie die Zukunft des 3D-Drucks.

Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach die Additive Fertigung für die Branche der Schuheinlagen?

Die herkömmliche Methode besteht darin, die harte Arbeit in staubigen Umgebungen als Fachmann selbst zu erledigen oder die Handwerksarbeit an externe Unternehmen auszulagern. Dies kostet mehr Geld und aufgrund der Frästechnik wird viel Material abgetragen, was zu bis zu 95 % Abfall führt. Beim 3D-Druck fängt man mit nichts an und schafft etwas, also im Grunde entsteht kein Abfall.

Durch die Erfindung des Druckens auf einem Förderband mit einem automatischen Filamentwechsel-System können Sie einen Produktionsfluss schaffen und Ihre eigene kleine Fabrik an Ihrem eigenen Ort haben, während der Drucker kleiner als ein Tischkühlschrank ist.

Dank des speziellen TPU-Schaumfilaments sind die Einlegesohlen bereits etwas weicher und aufgrund der unterschiedlichen Füllstruktur kann man mit einem Druck in einer Einlegesohle mit einem Materialtyp verschiedene Härten erzeugen.

Die Additive Fertigung hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Welche Innovationen oder technologischen Durchbrüche halten Sie für besonders wichtig für Ihre Branche?

Unsere Innovation begann mit dem 3D-Druck auf ein Band in einem bestimmten Winkel. So fallen die Drucke von selbst vom Band ab und es wird aufgrund des Winkels kein Stützmaterial benötigt. Solange das Filament nachgefüllt wird, kann unendlich lange gedruckt werden. Oder er kann zumindest 8 Tage lang ununterbrochen drucken, ohne neues Filament nachzuladen. 

Eine weitere wichtige Innovation ist die Fehlererkennung in Echtzeit, die für eine längere Betriebszeit sorgt. Mit den verschiedenen Sensoren der KI-Kamera und den hochspezialisierten Komponenten schaffen wir so viel Betriebszeit wie möglich, und das ist wichtig für unsere Kunden.

Erst Corona und jetzt die hohe Inflation stellen die gesamte Branche vor große Herausforderungen. Wie wirken sich die verschiedenen Krisen Ihrer Meinung nach auf die Additive Fertigungsindustrie aus? 

Als Start-up-Unternehmen, das sich zu einem Scale-up-Unternehmen entwickelt, sind wir disruptiv und flexibel genug, um bestimmte Situationen zu umgehen oder sie zu meistern. Außerdem ist unser 3D-Drucker auf lange Sicht eine billigere Alternative als die herkömmliche Methode. Wir sehen diese Probleme also nicht als große Herausforderungen an, sondern eher als Chancen.

Welche Auswirkungen wird die Additive Fertigung Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren auf verschiedene Branchen und möglicherweise auf die Gesellschaft insgesamt haben?

Die Additive Industrie hat vor allem mit dem “Rapid Prototyping” begonnen, da dort die Markteinführungszeit sehr effizient ist; daher wächst die Rapid-Prototyping-Industrie bei Produktinnovationen oder Produktiterationen weiter.

Inzwischen wird sie auch immer mehr zur “schnellen Fertigung”, wie wir sie mit unserem 3D-Drucker anbieten. 3D-Druck kann eine „Fertigung auf Abruf“ sein, was letztendlich bedeutet, dass weniger Material benötigt wird, weil keine Lagerhaltung erforderlich ist.

Außerdem werden die Filamente umweltfreundlicher sein, wie z. B. PHA-Filamente, die organischer sind und von der Natur aufgenommen werden können.

Mehr Informationen zu dem SOLE 3D-Drucker von PodoPrinter finden Sie hier.