3D-Druck in der Rüstungsindustrie

Die Rüstungsindustrie gehört zu den innovativsten Branchen und setzt frühzeitig auf neue Technologien wie den 3D-Druck. Mit hohen Budgets und gezielten Programmen treibt sie die Weiterentwicklung der additiven Fertigung voran. Häufig dient die Rüstung als Technologie-Inkubator, dessen Innovationen später auch zivile Anwendungen finden.

Ein naheliegendes Einsatzfeld ist die militärische Logistik und Ersatzteilversorgung. Die Beschaffung und Reparatur von Komponenten gehört zu den kostspieligsten Aspekten im Verteidigungssektor. Insbesondere in abgelegenen Gebieten oder direkt im Kampfeinsatz sind die Versorgungswege lang, teuer und störanfällig.

Mit 3D-Druck könnten benötigte Ersatzteile und Ausrüstung direkt vor Ort produziert werden, ohne auf externen Nachschub angewiesen zu sein. Das würde die Effizienz erhöhen und die Reaktionsfähigkeit verbessern. Aus diesem Grund forcieren Streitkräfte und Rüstungskonzerne die Erforschung von 3D-Druck für die dezentrale Fertigung.

Ersatzteile aus dem 3D-Drucker für das Militär

Militärs rund um den Globus erschließen die Potenziale von 3D-Druckern für die dezentrale Fertigung von Ersatzteilen. So stattete die deutsche Marine bereits die Fregatte “Sachsen” mit 3D-Druckern aus, um die Herstellung benötigter Komponenten direkt an Bord zu testen. Ähnliche Projekte verfolgen auch China und die US-Streitkräfte. Ziel ist eine unabhängigere Einsatzfähigkeit durch Produktion vor Ort.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Das australische Unternehmen SPEE3D hat seine Metall-3D-Drucker in einen transportablen Container integriert. Die US-Armee testet diese Technik bereits, um bei Manövern Ersatzteile aus Metall schnell vor Ort zu fertigen. Auch Rheinmetall präsentierte mit der “Mobile Smart Factory” ein flexibles Fertigungssystem auf Container-Basis.

Großes Potenzial liegt zudem in der Herstellung Bauteile, die nicht mehr verfügbar sind. Militärgeräte haben oft Nutzungszeiten von Jahrzehnten, sodass Originalhersteller längst keinen Support mehr anbieten. Mit 3D-Druck lassen sich solche Ersatzteile kostengünstig neu produzieren, wie das Beispiel des Anbieters AML3D für die US Navy zeigt.

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Sonderanfertigungen und verbesserte Fertigung dank 3D-Druck

Doch nicht nur für Ersatzteile kommt 3D-Druck zum Einsatz. Zunehmend werden auch Sonderanfertigungen und Optimierungen militärischer Systeme additiv gefertigt. So hat das Unternehmen toolcraft AG den Hersteller Rheinmetall bei einer Verbesserung des Schützenpanzers Pumas unterstützt. Die US-Armee geht sogar noch einen Schritt weiter und hat sogar schon komplette Kasernen mit Hilfe von 3D-Betondrucker errichten lassen.

Auch in der Luft- und Raumfahrt spielt additive Fertigung eine immer wichtigere Rolle. So können leichtere Strukturen mit additiver Fertigung realisiert werden. Ebenso kommt bei Triebwerken und anderen wichtigen Bauteilen 3D-Druck zum Einsatz. Bei der Entwicklung von Drohnen kommt 3D-Druck ebenfalls zum Einsatz.

Zukunft des 3D-Drucks im Verteidigungssektor

Das US-Verteidigungsministerium verfolgt eine gezielte Strategie zum Ausbau des 3D-Drucks. In Zusammenarbeit mit den Teilstreitkräften erarbeitete das Office of the Secretary of Defense Manufacturing Technology (OSD ManTech) Program Office einen Fahrplan mit fünf Zielen.

Der 3D-Druck soll im gesamten Ressort integriert, Aktivitäten abgestimmt, die agile Nutzung gefördert, das Know-how erweitert und die Prozesssicherheit gestärkt werden. Die US-Streitkräfte investieren zudem gezielt in die Forschung, etwa durch großzügige Fördergelder für Hochschulprojekte im 3D-Druck.

Mit dieser Strategie will das Pentagon die Potenziale der additiven Fertigung systematisch erschließen. 3D-Druck soll in alle Bereiche der Streitkräfte integriert werden, um die Einsatzfähigkeit zu steigern. Durch gebündeltes Know-how und abgestimmte Prozesse soll die Technologie zügig an Reife gewinnen.

Mittlerweile gehört die US-Armee auch zu großen Förderungen von Forschungseinrichtungen, die sich mit 3D-Druck beschäftigen. So haben wir erst vor wenigen Tagen berichtet, dass die University of North Texas für 3D-Druck-Projekte mit 800.000 US-Dollar unterstützt wird.

3D-Druck im Kriegseinsatz

In bewaffneten Konflikten setzen Streitkräfte zunehmend auf 3D-Druck für die Waffenproduktion. Die ukrainische Armee greift angesichts von Munitionsknappheit auf selbst hergestellte Sprengsätze aus dem 3D-Drucker zurück. Ukrainische Freiwillige stellen laut eigenen Angaben wöchentlich bis zu 1000 Exemplare her.

Auch Rebellen nutzen additive Fertigung. In Myanmar, wo eine Militärjunta seit 2021 mit Gewalt regiert, produzieren Widerstandsgruppen mangels Zugang zu konventionellen Waffen eigene 3D-gedruckte Komponenten. Die Rebellen in Myanmar drucken Waffenteile mit Desktop-3D-Druckern.

Die Beispiele verdeutlichen, dass 3D-Druck als Improvisationstechnologie in Konflikten an Bedeutung gewinnt. Sowohl reguläre Armeen als auch Guerilla-Gruppen nutzen additive Fertigung, um fehlende Ressourcen zu kompensieren. Dieser Trend wirft natürlich auch ethische Fragen auf, birgt aber zweifelsohne großes disruptives Potenzial.

Weitere Informationen über Anwendungen in der 3D-Druck-Industrie finden Sie in unserem Grundkurs.