Das war das 20. Anwenderforum Rapid Product Development in Stuttgart

Knapp eine Woche nachdem sich die Additive Manufacturing Welt auf der formnext 15 in Frankfurt traf, fand am 25. November 2015 das 20. Anwenderforum Rapid Product Development am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart statt.

In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Anwenderforum Rapid Product Development als wichtige und innovative Arbeitsmesse etabliert. Durch die Verknüpfung von Fachmesse, ausgewähltem Vortragsprogramm – Vorträge aus Forschung und Anwendung – und Get-together ermöglicht es den Besuchern, sich aus erster Hand über neueste Trends, Entwicklungen und Forschungsergebnisse zu informieren und auszutauschen. Der Fokus liegt damit nicht vorrangig auf der Produktpräsentation, sondern vielmehr auf dem Austausch von Wissen, Erfahrungen und Best-Practice Beispielen. Zum zwanzigsten Mal wurden in diesem Jahr wieder spannende Vorträge zu den neuesten Entwicklungen und vor allem Anwendungen von der Erstellung von Prototypen bis zur Serienfertigung sowie zur Soft- und Hardware-Entwicklung vorgestellt.

Die ausgewählten Referenten erläutern Ihre Erfahrungen und Entwicklungen aus
den Themenbereichen:

• Rapid Prototyping, Rapid Tooling und Direct Digital Manufacturing
• Digitalisierung
• Abläufe des gesamten Produktentstehungsprozesses entlang der CAx-Kette
• Komplementäre Themen sowie Pre- und Postprozesse
• Ergänzende konventionelle Fertigungsverfahren
• Erfahrungen aus der täglichen Serienanwendungen des 3D-Drucks

Die Anmoderation und Begrüßung erfolgte durch Herrn Dr. Andreas Wolf (robomotion GmbH), welcher im späteren Verlauf der Veranstaltung anhand von eindrucksvollen Beispielen über den industriellen Einsatz von additiv gefertigten und vor allem fertigungsgerecht geplanten Greifwerkzeugen und Automatisierungsanlagen vortragen sollte.

Durch ein intelligentes und vor allem fertigungsgerechtes Design können Sonderteile wie Adapter, Greifer und Sauger im Faktor 10 günstiger gefertigt werden.

Dr. Andreas Wolf, robomotion GmbH

An dieser Stelle sei bereits vorweggenommen, dass es sich bei den Vortragenden, Ausstellern und Besuchern mit Masse um Vertreter aus der Industrie handelte und somit der Schwerpunkt auf den Themen Automatisierung, Prozessstabilität und Validierung, Materialien sowie Serienfertigung lag. Die wichtigste Kernaussage aus den Vorträgen war damit einstimmig die Erkenntnis, dass es noch viel zu tun und zu forschen gibt. Die alleinige Tatsache, dass durch die additive Fertigung neue fertigungstechnische Möglichkeiten eröffnet sind, reicht nicht aus um die Vorteile des AM in einen praktischen Nutzen umzuwandeln. Vielmehr müssen die derzeit vergleichsweise hohen Herstellungskosten und geringen Herstellungsstückzahlen durch die Verbesserung der Wertschöpfungskette, angefangen beim fertigungsgerechten Design von Bauteilen über die Entwicklung von geeigneten Materialien, der Validierung der Herstellungsprozesse bis hin zum Postprocessing, überwunden werden. Welche Ansätze und Fortschritte es diesbezüglich gibt, zeigten die Vortragenden im weiteren Verlauf der Veranstaltung.

Wertschöpfung beginnt am Material.“

Ivica Koralic, Abteilungsleiter Funktionale Materialien Fraunhofer IPA

Zu Beginn nutzte jedoch Herr Prof. Thomas Bauernhansl, Institutsleiter des Fraunhofer IPA die Möglichkeit das Fraunhofer IPA vorzustellen und gleichzeitig mit zwei Paukenschlägen das zukünftige Engagement des Instituts zu bekräftigen. Er kündigte die Einrichtung eines Zentrums für Additive Fertigung am Fraunhofer IPA in Stuttgart an, in welches ab März 2016 Investitionen in Höhe von 40 Millionen Euro fließen sollen um zukünftig weiter als branchen- und prozessübergreifender Entwicklungspartner für den Aufbau durchgängiger und industriell anwendbarer Prozessketten basierend auf additiven Fertigungsverfahren agieren zu können. Gleichzeitig lobte Prof. Bauernhansl erstmalig einen institutseigenen Preis, welcher mit einen Gesamtpreisgeld in Höhe von 10.000 Euro für industrienahe Entwicklungen in den Kategorien Bauteile, Prozesse/ Materialien und Prozessintegration dotiert ist.

Quelle: Fraunhofer IPA, 2015

Des Weiteren trugen Ivica Kolaric, Abteilungsleiter Funktionale Materialien, und Dr. Udo Gommel, Abteilungsleiter Reinst- und Mikroproduktion und Geschäftsfeldleiter Elektronik und Mikrosystemtechnik zu vergangenen und aktuellen Projekte aus den Bereichen Automatisierung von Prozessketten, neue Materialien und Mikrosysteme sowie Medizin vor. Zudem referierte Christian Rückert, Airbus S.A.S über die Möglichkeiten und Herausforderungen des Additive Manufacturing im Bereich der Luft- und Raumfahrt und bestätigte einmal mehr welche Pionierfunktion Airbus in diesem Bereich erfüllt.

20 Jahre Additive Fertigung am Fraunhofer IPA, Quelle: Fraunhofer IPA 2015

Das anschließende Vortragsprogramm verteilte sich auf zwei Hörsäle und deckte in ein breites Feld an Themengebieten ab. Angefangen bei der zertifizierten additiven Fertigung von Titan, Dr. Ingo Uckelmann (Materialise GmbH) über Themen wie Laserauftragsschweißen, Oliver Müllerschön (TRUMPF GmbH) bis hin zu Themen wie intelligente Qualitätssicherung und Optimierung, Simina Fulga (Fraunhofer IPA) oder dem Ansatz des Design Thinking, Dr. Arndt Pechstein (phi360) u.v.m war für alle Interessengruppen der passende Vortrag zu finden.

Quelle: Fraunhofer IPA, Rainer Bez

Parallel zur hochwertigen Vortragsreihe bot die Ausstellungsmesse einen Einblick in Produkte und Lösungen verschiedenster renommierter Aussteller und der Besucher hatte die Möglichkeit praxisorientierte Informationen zu erhalten und in den Erfahrungsaustausch zu gehen. Somit ließen sich die Elemente der Veranstaltung modulartig zusammenzustellen und es war damit eine optimale Kombination aus Messe und Vortragsprogramm garantiert.