Elegoo Neptune 2 – Elegoo holt erneut zum Schlag auf den FDM-Markt aus

Der chinesische Hersteller Elegoo ist vor allem für seine kostengünstige LCD-Photopolymer Drucker bekannt. Mit dem Elegoo Mars hat sich das Unternehmen einen Namen gemacht. Mit dem Nachfolger des Elegoo Neptune, will Elegoo es offenbar auch in der FDM low-cost Disziplin nochmals genau wissen. Grund genug, das Gerät mal genauer unter die Lupe zu nehmen.

Der heiß umkämpfte Einstiegsdrucker Markt kommt nicht zur Ruhe. Internationale Hersteller kämpfen verbissen darum, den günstigsten 3D-Drucker mit guter Qualität anzubieten. Mit dem Neptune 2 wirft nun auch Elegoo erneut einen Ender 3 Klon mit Mk10 Hotend in den Preisring und schlägt sich dabei gar nicht schlecht. Aber erstmals langsam. Sehen wir uns das Gerät mal Schritt für Schritt an.

Lieferumfang des Elegoo Neptune 2

Der Neptune 2 wird gut und sicher verpackt geliefert. Das Erste, das beim Auspacken auffällt, ist, dass das Gerät im Vergleich zu anderen Geräten in diesem Preis-Segment in deutlich mehr Einzelteile geliefert wird. Werfen wir daher einen Blick auf den Lieferumfang:

  • Drucker-Kit (rund 15 Teile neben Kleinteile wie Schrauben)
  • Handbuch
  • Micro SD-Karte mit USB-SD-Adapter
  • Werkzeug (Schraubenschlüssen, Spachtel und Zange)
  • Extruder-Nadel (im Filamenthalter versteckt)
  • PEI-Dauerdruckfolie mit 4 Klemmen
  • Einige Meter Filament

Neben den rund 15 Teilen, aus denen der 3D-Drucker später besteht, gibt es lediglich zwei Auffälligkeiten beim Lieferumfang, in der sich das Gerät von vielen anderen unterscheidet. So wird statt einer aufgeklebten Glasplatte eine entfernbare PEI-Dauerdruckfolie aus dem Hause Elegoo mitgeliefert. Außerdem scheint das Gerät über ein gutes Touchscreen Display zu verfügen.

Bild: 3,5″ Touch-Farbdisplay

Aufbau

Wir machen uns an den Aufbau des Gerätes. Der Aufwand liegt irgendwo zwischen Eigenbaukit und pre-assembled Geräten. Man sollte sich daher etwas Zeit nehmen, das Gerät in Ruhe zusammenzusetzen. Dank der mitgelieferten Anleitung und dem bereitgestellten Werkzeug ist der Aufbau aber kein Problem, dauert aber bei uns doch gute 45 Minuten. Wer mit der schriftlichen Anleitung nicht zurechtkomm,t kann auch die auf der SD-Karte mitgelieferten Aufbauvideos als Unterstützung heranziehen. Per Zufall entdecken wir eine kleine Stolperfalle. Wir klemmen die mit Papierklemmen fixierte PEI-Dauerdruckfolie ab, um deren Stärke zu begutachten und entdecken dabei eine Transportschutzfolie, die noch auf dem Aludruckbett aufgeklebt wird. Das ist zwar keine große Sache, kann aber sicher von dem einem oder anderen Anwender vor der Inbetriebnahme leicht übersehen werden. Nach dem fertigen Aufbau sehen betrachten wir als Nächstes die technischen Spezifikationen laut Hersteller genauer.

Technischen Spezifikationen

  • 3D-Druck Technologie: FDM (Fused Deposition Modeling)
  • Druckbettgröße: 220 x 220 x 250mm, beheizbar bis 100° Celsius
  • Extruder: Mk8-Bowden-Extruder mit Mk10 Hotend
  • Unterstütztes Filament: 1,75mm PLA, ABS, TPU und PETG
  • Nozzle Durchmesser: 0.4mm (0.3mm und 0.2mm möglich)
  • Maximale Nozzle Temperature: 260° Celsius
  • 3,5″ Touch-Farbdisplay mit einstellbare Menüsprache (Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch, Russisch, Italienisch, Japanisch und Chinesisch)
  • Filament Detektor mit Wiederaufnahmefunktion bei unterbrochenen Druckaufträgen
  • Druckgeschwindigkeit: ≤180mm/s, Standardgeschwindigkeit 30-60mm/s
  • Druckauflösung: ±0.1mm
  • Schichthöhe: 0.1-0.4mm
  • Genauigkeit XY: 0.012mm
  • Genauigkeit Z: 0.001mm
  • Datenschnittstellen: Micro-SD-Karte
  • Unterstützte Dateiformate: .stl, .obj, .amf
  • Unterstützte Software: Cura, Simplify3D, Repetier-host
  • Controller-Board: STEM32 F103
  • Druckeraufbau: CNC gefräste Alumiumschienen
  • Stromversorgung: Input: 100-120/200-240V 50/60Hz Output: 24V 17A

Das Gerät unterscheidet sich auch hier etwas von den meisten Mitbewerbern. Positiv fällt insbesondere das hochauflösende Farb-Touchscreen, sowie der Filamentdetektor auf, der die Wiederaufnahme bei unterbrochenen Druckaufträgen ermöglicht. Auch der kompakte Fußabdruck des Gerätes finden wir positiv. Die Höhe ist durch den oben angebrachten Filamenthalter allerdings vergleichsweise groß. Die Druckbettnivelierung erfolgt wie bei all den anderen Geräten in dieser Preiskategorie manuell.

Inbetriebnahme und Testdruck

Wir verwenden Cura als Software. Cura wird nur für Windows mitgeliefert, ist also wenig geeignet für unsere MACs. Wir laden daher die Standard Cura Version herunter. In der Cura Bibliothek ist der Drucker noch nicht gelistet, da das Gerät erst in Kürze auf den Markt kommt. Wir verwenden daher die Standardeinstellung für einen Ender 3 die bei uns problemlos funktionieren.

Nach der Druckbettnivelierung starten wir den ersten Druck mit Standard PLA und drucken das mitgelieferte Buddha-Testobjekt. Das 24V Netzteil sorgt für ein rasches Vorheizen des Druckbetts und Extruders. Der Drucker erledigt die Aufgabe auch sonst ohne Probleme und in guter Qualität. Der Druckprozess ist dabei leise und die Geräusche beschränken sich fast ausschließlich auf die Lüfter im Extruder und Netzteil.

Testdruck mitgelieferte Buddha Figur

Danach starten wir einen 30 Stunden Druck mit Silk-PLA in 0,1mm Auflösung. Auch diese Aufgabe erledigt der Drucker ohne Probleme und Unterbrechungen und überzeugt dabei mit einer konstanten und sehr guten Druckauflösung für Geräte in diesem Preis-Segment. Neben der hohen Detailgenauigkeit werden vergleichsweise kaum Fäden gezogen. Das spricht für einen gut eingestellten Kühler. Die als Sicherheit angebrachten Rifts zur Fixierung auf der PEI Dauerdruckfolie stellen sich auch für hohe Strukturen (siehe Bild) als unnötig heraus. Die PEI Dauerdruckfolie in Kombination mit dem beheizbaren Druckbett sorgen auch so für sehr guten Halt.

Testdruck: 0,1mm Silk-PLA
Sehr gute Haftung auf der PEI-Dauerdruckfolie

Fazit

Der Elegoo Neptune 2 ist derzeit zwar noch nicht verfügbar, Gerüchte sprechen aber von einem Preispunkt um und unter 200€. In diesem Preis-Segment würde der Neptune 2 durch seine hohe Druckauflösung, dem guten Display, dem Filamentsensor und der PEI-Dauerdruckfolie jedenfalls sehr gut abschneiden und sich damit hervorragend als kostengünstiger Einstieg in den 3D-Druck eignen. Dem entgegen steht nur der etwas höhere Aufwand beim Zusammenbau. Entscheidend wird schlussendlich aber der tatsächliche Preispunkt und die Verfügbarkeit des Gerätes sein. Es ist anzunehmen, dass der Mitbewerb hier sicher nachziehen wird. Trotzdem kann der Elegoo Neputune 2 aus unserer Sicht als Kampfansage an den low-cost Markt verstanden werden.