“Ein Brustkorb und ein Schädelknochen zum Mitnehmen bitte” 3D-Druck in der Medizin #3 Implantate
3D-gedruckte Implantate haben die chirurgische Welt im Sturm erobert – vom Schädel bis hin zum Brustkorb. Stetig wird akribisch an neuen Materialien und Druckmethoden für neue, innovative Implantate geforscht.
In den letzten Jahren hat 3D-Druck so einiges in der medizinischen Welt verändert. Wo früher unmengen an Geld und viel Zeit investiert wurde, kann heute mithilfe eines 3D-Drucksystems kostengünstiger, genauer und schneller gearbeitet werden.
3D-gedruckte Implantate sind besonders anspruchsvoll und mit vielen Risiken verbunden, da sowohl das richtige Material als auch die genaue Passform von ausgesprochener Wichtigkeit ist. Auch auf die Ästhetik sollte wert gelegt werden, um dem Patienten ein sorgenfreieres Leben zu garantieren. Mit Hilfe von 3D-Druck, 3D-Bearbeitungs und Scanning Methoden wie CT und MRT, kann nun ein maßgeschneidertes Implantat für jeden individuellen Patienten hergestellt werden- egal wie kompliziert. Im Folgenden werden einige Beispiele “von Kopf bis Fuß” vorgestellt.
Schädel
Schädel – Ein Spezialfall
Im Jahr 2015 wurde ein ganz besonderes Schädelimplantat für die 3-jährige Chinesin Han Han kreiert. Das Mädchen wurde mit Hydrocephalus (“Wasserkopf”) geboren und erhielt bei einer lebensrettenden OP ein 3D-gedrucktes Schädelimplantat, welches genau auf die außergewöhnliche Form des Hydrocephalus angepasst war. Basierend auf CT Aufnahmen wurde eine neue Schädeldecke für die 3-jährige Patientin modelliert und aus einer Titanlegierung am 3D-Drucker hergestellt. Das Implantat soll im Laufe der Zeit mit ihrem eigenen Knochen verwachsen.
Augenhöhle
Im Rahmen von Hilfsprojekten für Erdbebenopfer in Nepal, gelang es dem Oral- und Kieferchirurgen Shakir Mustafa mithilfe von 3D-Druck, die Augenhöhle (Orbita) einer jungen Frau wiederherzustellen. Unterstützt wurde er dabei von Renishaw plc, dem Maxillofacial Prothetik Labor im Krankenhaus Morriston und der PDR im Cardiff Metropolitan Hospital. Das Titan-Ti-MG1-Implantat wurde auf AM250-Druckern geschaffen.
Oberkiefer
Luftröhre
Letztes Jahr wurden Luftröhren-Implantate entwickelt, die nicht nur individuell an die Anatomie angepasst werden, sondern auch „mitwachsen“ können. Das Material, aus dem die Schienen mittels Selective Laser Sintering Methode hergestellt wurden, ist der biologisch abbaubare Kunststoff Polycaprolacton (PCL). Die Implantate werden außerhalb der Luftröhre befestigt und halten so die Atemwege offen, danach werden sie vom Körper resorbiert.
Lunge
Einem Ärzte-Team des CHU Spitals in Toulouse, Frankreich ist es in Zusammenarbeit mit Anatomik Modelling gelungen, einem lungenkranken Patienten ein 3D- gedrucktes, maßgeschneidertes Silikon-Tracheobronchialimplantat einzusetzen. Anatomik Modeling und die CHU-Ärzte sind überzeugt, dass ihr 3D-Airway Stent bis 2018 für die Kommerzialisierung bereit sein könnte.
Brustkorb
2015 erhielt ein 54-jähriger Krebspatient
Brust
Wirbelsäule
Ein 3D-gedrucktes Wirbelimplantat gewann den ersten Platz im Johnson & Johnsons 2017 Engineering Showcase. Die Materialkosten betragen legedlich 8 Cent, da es aus Plastik besteht, in welches Stammzellen des Patienten eingebaut werden, die sich zu Knochenzellen entwickeln. Jedes Plastik-Wirbel-Gerüst kann spezifisch auf die Körperknochendichte des Patienten angepasst werden und ist ausgesprochen belastbar.
Knochen
Hüfte
Orthopädische Chirurgen am HELIOS Klinikum Hildesheim in Deutschland, haben ein 3D-Hüftimplantat aus Titan für eine 40-jährige, zypriotische Frau mit Hüftdysplasie gedruckt. Basierend auf Bildern aus einem CT-Scan, benutzte das medizinische Personal CAD–Software, um ein perfekt passendes, 3D-gedrucktes Implantat für Kesidi zu modellieren. Bei dem Herstellungsprozess wurde besonders darauf geachtet, dass das medizinische Gerät so bequem und schmerzfrei wie möglich sitzt, zum Beispiel wurde die Knochendichte von Kesidis Becken digital gemessen, um die geeignete Stelle für die Befestigung des Implantats zu finden.
Die Vorteile welche 3D-gedruckte, medizinische Implantate im Vergleich zu herkömmlichen Modellen bieten, veranlassen immer mehr Spitäler zur Implementierung eines 3D-Drucksystems in den Krankenhaus-Alltag. So können hoffentlich immer mehr Patienten von maßgeschneiderten Implantaten profitieren.