Home Industrie Digitalisierungsdynamik: Ralf Anderhofstadt über die Potenziale des 3D-Drucks in Verbindung mit Zukunftstechnologien

Digitalisierungsdynamik: Ralf Anderhofstadt über die Potenziale des 3D-Drucks in Verbindung mit Zukunftstechnologien

Der Aufbruch in die Welt des 3D-Drucks eröffnet Unternehmen transformative Möglichkeiten, jedoch stellt der Anfang für die meisten Betriebe die größte Herausforderung dar. Der Wechsel von traditionellen Methoden zu innovativen Prozessen erfordert Mut und eine hohe Bereitschaft zur Innovation, betont Ralf Anderhofstadt, Experte für industrielle 3D-Drucktechnologie und Autor des Buches „Disruptiver 3D-Druck“. Im Interview mit 3Druck.com erläutert er, wie Unternehmen ein solches Umdenken erreichen können und welche Potenziale sich durch die enge Verzahnung von 3D-Druck mit anderen Zukunftstechnologien ergeben. In diesem Zusammenhang stellt er auch erstmals seinen neuen Kurs „Digitalisierungsdynamik durch 3D-Druck“ vor.

Ralf Anderhofstadt ist Leiter des Center of Competence Additive Manufacturing und der externen Beratungseinheit “AMS – Additive Manufacturing Solutions Daimler Truck” sowie Projektleiter des bereichsübergreifenden 3D-Druck-Projekts bei der Daimler Truck AG. Seit mehreren Jahren gestaltet er mit seinen Teams federführend die Einführung des industriellen 3D-Drucks in die verschiedenen Prozesse bei Daimler Truck. Dies umfasst die Steuerung und Integration zahlreicher nationaler und internationaler Bereiche innerhalb des Konzerns mit dem Ziel, ein digitales 3D-Druck-Geschäftsmodell aufzubauen. In seiner Funktion als Leiter der Consulting-Einheit AMS unterstützt er mit seinem Team zudem die Einführung des industriellen 3D-Drucks bei verschiedenen nationalen und internationalen Unternehmen und Konzernen über die Daimler Trucks Mauern hinaus.

Parallel dazu ist er in verschiedenen Fachgremien wie dem VDMA sowie dem VDI-Fachausschuss „Rechtliche Rahmenbedingungen der Additiven Fertigung“ aktiv, arbeitet als Dozent mit dem Schwerpunkt 3D-Druck, ist als Trainer für zahlreiche Schulungen im Bereich der Additiven Fertigung an verschiedenen Aus- und Weiterbildungseinrichtungen tätig und darüber hinaus Mitglied im Beirat des Verbandes 3D-Druck e.V.

Sein erstes Buch “Disruptiver 3D-Druck” ist im August 2022 im Hanser Verlag erschienen und zeigt anhand von Praxisbeispielen die großen Potenziale und Chancen der additiven Fertigung für verschiedene Branchen auf. Darüber hinaus wird explizit auf die Veränderung von Wertschöpfungsketten sowie die Entstehung neuer, disruptiver Geschäftsmodelle durch den 3D-Druck eingegangen. Die englische Version “Disruptive 3D Printing” ist im Mai 2023 im Hanser Verlag erschienen. 

Interview mit Ralf Anderhofstadt

Im Interview mit 3Druck.com betont Ralf Anderhofstadt, dass Unternehmen umdenken müssen, um erfolgreich auf innovative Verfahren umsteigen zu können. Er erklärt, wie ein solches Umdenken gelingen kann und verrät, was selbst für ihn als Experten im Bereich der industriellen Additiven Fertigung eine ganz neue Erfahrung war.

Welche Herausforderungen sehen Sie als die größten an, mit denen Unternehmen konfrontiert sind, wenn sie in den industriellen 3D-Druck einsteigen möchten?

Es erfordert tatsächlich ein neues Mindset, wenn man sich dem industriellen 3D-Druck zuwendet. Der größte Schritt für Unternehmen, egal ob KMU oder Konzern, ist oft das Umdenken: weg von traditionellen Methoden hin zu innovativen Prozessen. Das erfordert Mut, weil es nicht nur um neue Maschinen oder Software geht, sondern um eine Transformation in der Denkweise.

Es ist ein spannendes Feld, das ein hohes Maß an Flexibilität und Innovationsbereitschaft fordert, aber die Möglichkeiten, die sich dadurch eröffnen, sind revolutionär und werden die Art und Weise, wie wir produzieren, grundlegend verändern.

Wie kann ein Umdenken in Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden, um aus traditionellen Produktionszyklen auszubrechen?

Um aus traditionellen Zyklen auszubrechen, ist es entscheidend, ins „Machen“ zu kommen. Der Start ist oft der härteste Teil, aber einmal begonnen, öffnet sich ein Universum an Möglichkeiten. Egal wie hoch der Berg ist, ohne den ersten Schritt wird der Gipfel nie erreicht. Und genau hier setzen wir mit dem eLearning-Kurs „Vorsprung durch Innovation“ an, basierend auf meinen Büchern und der gewonnenen Erfahrung als Leiter des Center of Competence Additive Manufacturing bei Daimler Truck | Daimler Buses sowie als Dozent und Trainer. Der Kurs ist genau darauf ausgelegt, Unternehmen den optimalen Start in den industriellen 3D-Druck zu ermöglichen und sie von Anfang an bis zum konkreten ersten Erfolg zu begleiten.

Welche überraschenden Erkenntnisse haben Sie in den letzten Jahren im Bereich der Additiven Fertigung gewonnen, auch als Experte in diesem Sektor?

Eine der größten Überraschungen in der Additiven Fertigung ist die enge Verzahnung mit anderen Zukunftstechnologien. 3D-Druck ist nicht nur eine weitere Produktionsmethode, welche immer mehr in der Serienproduktion Fuß fasst; es ist ein Katalysator für Digitalisierung, der ganz neue digitale Geschäftsmodelle ermöglicht. Durch die Betrachtung der gesamten AM-Wertschöpfungskette eröffnen sich unglaubliche Möglichkeiten. Im neuen Kurs „Digitalisierungsdynamik durch 3D-Druck“ beleuchten wir genau diese Aspekte und zeigen, wie Unternehmen diese Dynamik für sich nutzen können.

Wenn wir nun einen Blick in die Zukunft werfen, welche Perspektiven und Chancen sehen Sie durch die Additive Fertigung als besonders vielversprechend an?

Die Perspektiven und Chancen der Additiven Fertigung sind enorm, insbesondere im Bereich Digitalisierung, aber auch Nachhaltigkeit. Durch innovative Ansätze wie virtuelle Datenlager oder Digital Rights Management können wir signifikant CO2 einsparen und gleichzeitig die Effizienz steigern. Diese digitalen 3D-Druck-Geschäftsmodelle ermöglichen es, materielle Produkte durch Daten im Zuge der Dematerialisierung zu ersetzen bzw. zu ergänzen, was eine revolutionäre Veränderung in der Art und Weise, wie wir denken und handeln, darstellt.

Welche Auswirkungen wird die Additive Fertigung Ihrer Meinung nach in den kommenden zehn Jahren auf verschiedene Branchen und möglicherweise auf die Gesellschaft als Ganzes haben?

In den nächsten zehn Jahren sehe ich transformative Auswirkungen der Additiven Fertigung auf fast alle Branchen und auf die Gesellschaft insgesamt. Die Integration mit anderen Technologien wie KI oder Quantencomputing, um nur zwei Beispiele zu nennen, wird weiter zunehmen. Produkte, die wir uns heute 3D-gedruckt kaum vorstellen können, werden alltäglich sein. Der dezentrale 3D-Druck und der globale Versand von Drucklizenzen werden neue Geschäftsmodelle ermöglichen, die eine hohe Marktdurchdringung erreichen und sowohl die Wirtschaft als auch unser tägliches Leben tiefgreifend verändern werden. In meinem Buch „Disruptiver 3D-Druck“ spreche ich von den „9 D’s“, die zeigen, wie weitreichend diese Veränderungen sein können.

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