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Arktisches Abenteuer in 3D: Digitales Lernprogramm über die Yupi’k-Eskimos

Das 3DVisLab der Universität Dundee reist um die Welt und erweckt Geschichte mit 3D-Scans zum Leben. So geht wertvolles Wissen nicht verloren, wie das Beispiel der Yupi’k-Eskimos in Alaska zeigt. Zu den faszinierendsten Ausgrabungsobjekten gehören die Nunalleq-Masken.

Das Projektspektrum der interdisziplinären Gruppe praxisorientierter Forscher von 3DVisLab der Universität Dundee in Schottland reicht von der Unterwasservisualisierung von Schiffswracks bis hin zur Luftaufklärung und archäologischen Ausgrabungen. Die bei diesen Projekten gesammelten Daten sind im Umfang sehr unterschiedlich, denn es werden sowohl einzelne Fundorte und Ausgrabungsgegenstände als auch komplette Landschaften eingescannt. Deshalb sind zuverlässige und flexible Arbeitsmethoden unerlässlich. Schon seit einigen Jahren arbeitet das Team mit dem Artec-Scanner Spider. Das erste Gerät teilten sich die Forscher mit dem Zentrum für Anatomie und Personenidentifizierung (CAHID), das ebenfalls an der Universität Dundee beheimatet ist. Doch es dauerte nicht lange, und der Scanner erlangte für die historisch-archäologische Arbeit von 3DVisLab eine so wesentliche Bedeutung, dass 2018 ein eigener Artec Space Spider angeschafft wurde.

Die Forschergruppe wandte sich an den Lieferanten der Universität, Patrick Thorn & Co., Artecs Gold Partner in Großbritannien. Patrick Thorn reiste daraufhin persönlich für einige Tage in den hohen Norden nach Dundee, um den Scanner zu überbringen und eine Eins-zu-eins-Schulung durchzuführen, die für das Team Gold wert war. Dr. Alice Watterson, Archäologin und Forschungsassistentin bei 3DVisLab, sagt: „Patricks Schulung war enorm hilfreich. Ich hatte schon etwa ein Jahr mit dem Scanner gearbeitet, weil wir uns mit dem CAHID ein Gerät teilten. Deshalb kannte ich die Abläufe ganz gut. Aber diese Extraschulung war so ausführlich, dass ich meine Kenntnisse noch einmal gründlich vertiefen konnte.“

Seit seiner Ankunft bei 3DVisLab führt der Artec Space Spider das Leben eines Jetsetters: Einen Sommer verbrachte er beispielsweise an einer archäologischen Ausgrabungsstätte in der Tundra Alaskas. Dort arbeiteten die Forscher von 3DVisLab in den vergangenen beiden Jahren am „Nunalleq Archaeology Project“, das in der Nähe des von den Ureinwohnern Alaskas gegründeten Dorfs Quinhagak durchgeführt wurde. Ihr Ziel war es, ein digitales Lernprogramm zu entwickeln, das den Kindern vor Ort etwas über die Ausgrabungen und die Geschichte ihres Volkes – den Yupi’k – vermitteln sollte. Bereits seit 2009 führen die Archäologen der Universität Aberdeen fast jeden Sommer Grabungen bei Quinhagak durch, um die Überreste eines großen, aus dem 15. oder einem noch früheren Jahrhundert stammenden Grassodenhauses zu untersuchen. Unterstützt werden die von Dr. Rick Knecht und Dr. Charlotta Hillerdal geleiteten Ausgrabungen durch die dorfeigene gemeinnützige Organisation Quinhagak Heritage Inc. Sie entdeckten eine einzigartige Sammlung von mehr als 60.000 Alltagsgegenständen der Yupi’k-Eskimos: Jagdutensilien, Messer aus Schiefer, geschnitzte Puppen und Figuren, Schalen aus Biegeholz, hölzerne Tanzmasken und Graskörbe, um nur einige von ihnen zu nennen.

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Das Lernprogramm gibt den Kindern die Möglichkeit, ein Grassodenhaus zu erkunden, das anhand der Ausgrabungsfunde und des überlieferten Wissens rekonstruiert wurde. Beim Klicken auf bestimmte Objekte lassen sich die 3D-Scans der an der Ausgrabungsstätte gefundenen Gegenstände anzeigen. Die Stimmen von Archäologen, Handwerkern und Dorfältesten berichten dabei, welche Rolle diese Gegenstände im Leben ihrer Vorfahren spielten. Diese Aufbereitung der Artec-Scans, bei dem jedes 3D-Objekt mit den Stimmen verschiedener Erzähler eingespielt wird, orientiert sich an traditionellen Formen der mündlichen Überlieferung und Erzählkunst der Yup’ik.

Im Mittelpunkt des Projekts stand die gemeinsame Gestaltung. Deshalb wurden die Inhalte des Lernprogramms in Zusammenarbeit mit der Dorfgemeinschaft entwickelt, um die Überzeugungen und Werte der Yup’ik mit einfließen zu lassen. Die geschnitzten Holzmasken gehören zu den faszinierendsten Objekten von Nunalleq und rufen jedes Mal, wenn eine Maske zutage gefördert wird, bei Archäologen und Dorfbewohnern gleichermaßen Begeisterung hervor. Masken wie diese wurden für die traditionellen Tänze der Yupi’k oder „yuraq“ verwendet. Einige der Nunalleq-Masken weisen noch Spuren roter, weißer und schwarzer Farbe auf – ein Hinweis auf ihre ehemals bunten Muster.

Gemeinsam mit dem Programmierer John Anderson entwickelte das Team in Dundee eine Funktion innerhalb des Lernprogramms, mit dem die Kinder Objekte selbst gestalten können: Mit den gleichen Farben, die ihre Vorfahren benutzt hätten, lassen sich die Scans von einigen der Nunalleq-Masken kolorieren. „Es ist toll zu sehen, wie die Kinder, die schon mit frühen Versionen des Lernprogramms gespielt haben, einen aktuelleren Zugang zu den Artefakten finden“, meint Alice Watterson. „Sich die 3D-Modelle anzusehen ist eine Sache. Aber wenn sie das Modell direkt bemalen können, entwickeln die Kinder eine ganz andere Beziehung zu dem Gegenstand.“

Das Dorf Quinhagak hat etwa 750 Einwohner und liegt in einer abgeschiedenen Region Alaskas, Yukon-Kuskokwim. 2018 machte es Schlagzeilen, als die Sammlung der über 60.000 Artefakte die lange Heimreise vom Konservierungslabor in Aberdeen, Schottland, zum Nunalleq Culture and Archaeology Centre antrat. Das neue Kultur- und Archäologiezentrum gehört dem Dorf und wird von diesem verwaltet. Die Rückführung war ein bedeutender Schritt für die Entkolonialisierung der indigenen Archäologie, also der archäologischen Disziplin, die das Wissen und die Werte indigener Völker einbezieht. Sie zeigt aber auch, wie wichtig es ist, den Menschen einen Zugang zu dieser Sammlung zu vermitteln – der größten, die jemals in Alaska entdeckt wurde.

Dazu Alice Watterson: „Die Logistik bei Feldstudien in Alaska ist auch unter günstigen Bedingungen oft schwierig. Die Strecke zwischen Dundee und Quinhagak besteht aus vielen verschiedenen Flugetappen, die in immer kleineren Flugzeugen zurückgelegt werden müssen. Da ist es schon sehr viel entspannter, einen Artec-Scanner in Handgepäckgröße und einen Laptop dabeizuhaben. Nach seiner glücklichen Ankunft im Dorf haben wir mit dem Scanner in dieser Saison mehr als 150 Gegenstände aufgenommen. Die Scans können jetzt von den Archäologen und der Dorfgemeinschaft digital betreut und mit dem Rest der Welt geteilt werden. Der Scanner mitsamt der neuen Artec Studio-Version 13 war für unser Projekt unverzichtbar. Mit seiner 3D-Radaransicht, der schnelleren Verarbeitung und den realistischeren Farben macht er uns das Scannen viel einfacher. Jetzt bin ich gespannt auf unser nächstes Projekt, das hoffentlich in wärmeren Gefilden stattfindet!“

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