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Review des Original Prusa MMU3 Upgrade Kit: Das wohl spannendste Multimaterial-Upgrade überzeugt

Nachdem wir bereits in unserem Testbericht zum Original Prusa MK4 die modulare Erweiterbarkeit des Prusa-Ökosystems hervorgehoben haben (siehe hier), widmen wir uns heute dem vermutlich spannendsten Add-on für den MK4: dem MMU3-Kit. Dieses ermöglicht den Multimaterial-Druck mit bis zu fünf verschiedenen Filamenten in einem einzigen Druckprozess.

Wir erhalten das MMU3-Kit in einer kompakten Schachtel und verschaffen uns zunächst einen Überblick über den Inhalt. Das Kit umfasst drei gut sortierte Schachteln, die jeweils mit einer Vielzahl hervorragend beschrifteter Teilebeutel gefüllt sind. Die Menge der Einzelteile wirkt auf den ersten Blick etwas einschüchternd, daher essen wir zuerst die ebenfalls mitgelieferten Gummibärchen, um uns mit dem richtigen Blutzuckerspiegel an den Aufbau zu machen. Ein ebenfalls beigelegtes, gut illustriertes Handbuch erläutert die Funktionalität des MMU3 (nach dem Aufbau). Die Aufbauanleitung ist online verfügbar und lässt sich unproblematisch mittels der QR-Codes auf einem beigelegten Willkommenszettel finden.

Lieferumfang

Aufbau und Inbetriebnahme

Der Grund, warum die Aufbauanleitung online zugänglich ist, erschließt sich einem während des Aufbaus: Nicht nur wird die Anleitung redaktionell laufend verbessert und optimiert, sondern sie ist auch intern hervorragend verlinkt, um die optimale Anleitung für alle Versionen der Prusa-Drucker und MMUs übersichtlich zugänglich zu machen. Jeder noch so kleine Schritt ist zuverlässig mit Bildern und Text erklärt, und Nutzer haben die Möglichkeit, ihre Erfahrungen direkt unter jedem Schritt zu posten. Unsere Befürchtung, beim Aufbau auf Probleme zu stoßen oder dass einer der hunderten Teile fehlen könnte, erwies sich daher als unbegründet. Die exzellente Beschriftung, die strenge Qualitätskontrolle und die sorgfältig erstellte Anleitung führen einen verlässlich in kleinen, stets einfachen Schritten durch den Prozess, der auch ohne vorherige Erfahrung sehr gut zu bewältigen ist.

Als einziger Wermutstropfen bleibt die lange Aufbauzeit bestehen. Auch wenn die Montage im Vergleich zum MMU2 wesentlich einfacher und weniger zeitintensiv gestaltet ist, sollte man dennoch mindestens einen halben Tag, besser jedoch einen ganzen Tag für den Aufbau und die Inbetriebnahme einplanen. Wahre Maker werden diesen Prozess jedoch genießen, nicht nur weil man sich dabei hervorragend mit dem Aufbau des MMU vertraut machen kann und so auch die dahinterliegende Ingenieursleistung transparent wird, sondern auch weil es den großen Vorteil des Prusa-Ökosystems vermittelt, jederzeit selbst Hand anlegen zu können, ohne fremde Hilfe Ersatzteile selbst zu drucken oder bei künftigen Verbesserungen einfach nachzurüsten. Dieser Ansatz verspricht auch eine deutliche Nachhaltigkeit.

Des Weiteren wird illustriert, für welche komplexen Maschinen sich Teile aus dem 3D-Drucker eignen. Prusa setzt nämlich auch für die MMU3 zu einem großen Teil auf hausintern gedruckte Teile. Andere Teile wiederum sind lasergeschnitten oder, wie der Spulenhalter, spritzgegossen. Spannenderweise wurde ein Teil sogar mittels Multi-Jet-Fusion additiv hergestellt.

Aufgebautes MMU3 Kit

Anschluss an den MK4

Nachdem wir den Aufbau über mehrere Tage verteilt vorgenommen haben – wofür die Gummibärchen dann leider nicht mehr ausreichend waren – freuen wir uns, als schließlich alle Teile fertig aufgebaut auf dem Tisch stehen. Als Nächstes machen wir uns an den Anschluss an den MK4. Hierfür sind kleinere Umbauten am Extruder sowie Firmware-Updates für den MK4 und die MMU3 erforderlich. Auch das gelingt ohne Probleme, und langsam formiert sich das neue Multi-Material-Setting auf unserem Arbeitstisch. Auffallend hierbei ist der Platzbedarf des Setups, der fast zu groß für unseren Arbeitstisch ist. Interessierte sollten daher etwas mehr Platz für MMU3-optimierte Geräte einplanen.

Nachdem alles angeschlossen wurde, führt der MK4 einen intuitiv durch die notwendigen Filament-Sensorkalibrierungen, die bei uns ebenfalls problemlos abgeschlossen werden.

Filament Zuführung

Anschließend müssen die fünf Filamentspulen zugeführt werden. Dafür werden die Kassetten aus der Halterung geklippt und das Filament von der Rolle bis zur MMU3 durchgeführt. Das Einfädeln des Filaments in die MMU3 erfordert etwas Fingerspitzengefühl und gelingt uns besser, wenn wir den Zuführschlauch hinter der MMU temporär abziehen, um das Filament leichter einfädeln zu können. Sobald das System das Filament erfolgreich geladen hat, kann man entweder über das Menü alle fünf Zuführungen testen oder mittels drei Knöpfe direkt an der MMU bedienen.

Neuen Kassetten verbessern Filamentpfad
Das erstmalige Einfädeln erfordert Fingerspitzengefühl
MMU3 mit drei Bedientasten oben Links

Erste Druckergebnisse

Das Gerät steht nun einsatzbereit auf der Werkbank, und wir können das vorgeschlagene Schafmodell laden und in zwei Farben ausdrucken. Mittels Menüs lassen sich dabei die Spulen für alle fünf Farben sowie das Material (bei uns hier PLA) für jeden Druck individuell auswählen. Wir starten den Druck und warten gespannt, bis der Extruder und das Druckbett aufgeheizt sind, und schon beginnt der Drucker emsig mit der Arbeit. Zweieinhalb Stunden später steht ein zweifarbiges Schaf ohne Zwischenfälle vor einer Filamentwand (die für den sauberen Wechsel des Filaments notwendig ist) auf unserem Druckbett.

Wir sind begeistert, nicht nur vom problemlosen Druck und der gewohnten Druckqualität, sondern auch weil der Prusa den Filamentwechsel zwischen den Schichten deutlich schneller, materialschonender und sauberer hinbekommt als die asiatischen Mitbewerber. Bei diesen wird bei jedem Wechsel eine Unmenge an Filament zusätzlich seitlich ausgeworfen, was nicht nur den Materialverbrauch im Vergleich zum Druckvolumen vervielfacht, sondern auch deutlich mehr Zeit in Anspruch nimmt.

Materialeffizientes zweifärbiges Schaf

Multi-Material Test

Als Nächstes möchten wir ein Modell mit fünf Farben testen und mischen dabei gemeinerweise zwischen den PLA-Spulen auch noch eine PETG-Spule hinzu, um den Multi-Material-Druck zu erproben. Hierbei ist es wichtig, auf die korrekte Materialangabe samt abweichender Düsentemperatur zu achten, da sonst die Haftung nicht gewährleistet ist. Diese Einstellungen lassen sich entweder vor dem Slicen oder direkt am Gerät vornehmen. Auch hier leistet der Drucker hervorragende Arbeit und erstellt in nur 30 Minuten unseren ersten Multimaterial-Druck mit fünf Spulen.

Einstellung der Filament Zuführung und Temperatur im Slicer
Fünfarbiger Druck
Orange ist PETG, die anderen vier Farben PLA

Vorläufiges Fazit

Prusa Research bleibt seiner Linie treu und adressiert mit der Einführung des Multimaterial Upgrades 3 (MMU3) die Kritikpunkte seines Vorgängers, des MMU2, und setzt neue Maßstäbe in der Multimaterial-Drucktechnologie. Das MMU3 verspricht eine erheblich verbesserte Zuverlässigkeit und Bedienbarkeit. Die funktionale Überarbeitung des MMU3 ist umfassend. Besonders auffällig sind die neuen, abnehmbaren Kassetten im Filamentpfad, die das Laden und Entladen des Filaments erheblich vereinfachen. Diese Neuerung reduziert die Häufigkeit von Filamentstaus signifikant und verbessert die allgemeine Handhabung des Geräts. Diese Optimierungen wirken sich direkt auf die Druckeffizienz aus, was in der Praxis durch Testdrucke bestätigt wird. Die langfristige Zuverlässigkeit und Stabilität müssen wir jedoch erst in den kommenden Monaten bestätigen.

Nachteile

  • Als Kritikpunkt könnte der benötigte Platz angeführt werden, den der Multi-Material-Aufbau benötigt – eine Herausforderung, die auch bei Konkurrenzprodukten besteht.
  • Der vergleichsweise höhere Preis könnte für Hobbynutzer oder kleinere Unternehmen abschreckend wirken. Dies gleicht sich jedoch durch die Möglichkeiten eigener Reparaturen und Erweiterungen rasch aus. Die Investition lohnt sich für jene, die bereits in das Prusa-Ökosystem investiert haben und ihre Möglichkeiten im Multimaterial-Druck erweitern möchten.
  • Die benötigte Aufbauzeit könnte für manche abschreckend wirken, insbesondere wenn man es kaum erwarten kann, mit mehreren Materialien zu drucken.
  • Als größten Kritikpunkt sehen wir die zu kleine Packung Gummibärchen, die für die Aufbaudauer nicht ausgereicht hat. 😊

Vorteile

Den genannten Nachteilen stehen jedoch zahlreiche Vorteile gegenüber:

  • Zuverlässigkeit: Das MMU3 ist ein großer Schritt vorwärts in Bezug auf die Stabilität des Filamenttransports und erweitert Prusa-Geräte zuverlässig um eine Multimaterial-Druckmöglichkeit.
  • Benutzerfreundlichkeit: Die neuen Kassetten und der verbesserte Filamentpfad erleichtern die Handhabung erheblich.
  • Upgrade-Fähigkeit: Die Möglichkeit, von MMU2 auf MMU3 aufzurüsten, ist nicht nur kosteneffizient, sondern auch nachhaltig.
  • Materialvielfalt: Im Vergleich zu Mitbewerbern bietet das System die Möglichkeit, mit bis zu fünf Materialien zu drucken.
  • Effizienter Filamentwechsel: Der Filamentwechsel erfolgt deutlich schneller und materialschonender als bei Konkurrenzgeräten.

Prusa Research hat es geschafft, die Rückmeldungen aus der Community in ein überzeugendes Produkt umzusetzen, das nicht nur durch seine Funktionalität, sondern auch durch seine Benutzerfreundlichkeit überzeugt.

Das getestete Original Prusa MMU3 upgrade kit (für MK3.9/4) ist wie hier vorgestellt um 369€ erhältlich. Wenn man sich die Teile selbst druckt, reduzieren sich die Kosten auf 329€ wobei 2x 400g Spulen im Lieferumfang bereits enthalten sind.

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