Hersteller Liqcreate gibt Einblicke in die Entwicklung von Harzen für die Additive Fertigung – Interview mit Ruben Bosch

Der niederländische Photopolymer-Hersteller Liqcreate hat sich auf die Entwicklung und Produktion von hochwertigen Harzen für SLA-, DLP- sowie MSLA- und LCD-Technologien im Bereich von 385 bis 420 nm spezialisiert. Das bestehende Portfolio umfasst eine breite Palette von Harzen für eine Vielzahl von Branchen, darunter Industrietechnik, Automobilbau, Dentaltechnik, Schmuckherstellung und Herstellung von funktionalen Prototypen. In einem Interview mit 3Druck.com gibt Ruben Bosch, Sales and Marketing Executive bei Liqcreate, einen Einblick in die Branche für 3D-Druckmaterialien.

Zusätzlich zu seinem eigenen hochwertigen Harzportfolio bietet Liqcreate Unternehmen eine Lösung für das Re-Branding seiner Produkte in beliebiger Form. Dabei kann es sich um eine Komplettlösung handeln, bei der einfach ein anderes Markenetikett auf ein Liqcreate-Produkt aufgebracht wird, aber das Unternehmen bietet auch Fotopolymere in großen Mengen an. Neben der bestehenden Palette an Harzen sind exklusive Harze für OEM-/White Label-Zwecke reserviert, die für Kunden zugänglich sind, die bereit sind, große Mengen zu verkaufen.

Darüber hinaus bietet der Hersteller die Möglichkeit, spezielle Harze für bestimmte Anwendungen zu entwickeln. Die Kunden können Anpassungen bei den Eigenschaften eines Harzes wie Druckgeschwindigkeit, Farbe oder mechanische Eigenschaften wie höhere Zugfestigkeit anfordern. Das Ergebnis ist ein Harz, das für eine bestimmte Anwendung ideal geeignet ist oder auf einer bestimmten Plattform des Kunden reibungslos läuft.

Als unabhängiger Hersteller mit Vertriebs-, Forschungs- und Entwicklungs- sowie Produktionseinrichtungen ist Liqcreate in der Lage, die Produktion bei Bedarf schnell zu skalieren, was dazu führt, dass die Kunden kleine Chargengrößen für den Anfang anbieten können, was ihre Investitionsrisiken und -kosten senkt.

Interview mit Ruben Bosch

In einem Interview mit 3Druck.com gibt Ruben Bosch, Sales and Marketing Executive bei Liqcreate, einen Einblick in die Branche und kommentiert die Entwicklung des Marktes für 3D-Druckmaterialien.

Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach die Entwicklung von Materialien für die Additive Fertigung?

Die Additive Fertigung wird sich mit der Entwicklung neuer Werkstoffe weiterentwickeln und zukunftssicher werden. Die Entwicklung neuer Materialien für die Additive Fertigung (AF) trägt dazu bei, die Kosten für Vorabinvestitionen in bestimmten Branchen weiter zu senken und ermöglicht es der Industrie, ein breiteres Produktportfolio zu unterstützen und eine Kleinserienproduktion anzubieten. Durch die Kleinserienproduktion sinkt das Risiko, und neue Produkte können kosteneffizienter sein.

Die Herstellung neuer Produkte kann für Unternehmen eine Herausforderung sein, wenn es sich um geringe Mengen handelt.  Hohe Vorlaufkosten sind oft der Flaschenhals für die Markteinführung eines neuen/veränderten Produkts. Die AF kann diese Risiken durch die Entwicklung von Werkstoffen verringern, die ähnliche oder bessere Eigenschaften haben als die Werkstoffe, die in einer konventionellen Umgebung verwendet worden wären. Diese Entwicklung wird neue Marktbereiche für ein breiteres Publikum schaffen, das Bedarf an Kleinserienfertigung hat. Sie ermöglicht der additiven Fertigungsindustrie, eine neue Art von Kunden zu gewinnen, die bedient werden können, ohne extrem hohe Mindestbestellmengen zu verlangen oder eine höhere Gewinnspanne für ihr Produkt zu fordern. Die Herstellung eines neuen/geänderten Produkts wird weniger riskant und flexibler, wenn die Materialentwicklung weitergeht.

Neben diesen Vorteilen können neue 3D-Druckmaterialien den Lagerbestand verringern, eine größere Produktvielfalt ermöglichen und die Test- und Entwurfszeit bis zum Produktionszyklus verkürzen. Kurz gesagt, neue Materialien erhöhen die Flexibilität und die Dynamik bei der Umsetzung von Strategien zur Herstellung von Kleinserien, was einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der konventionellen Fertigung darstellen kann und die Möglichkeit bietet, eine neue Art von Kunden zu erreichen.

Die Additive Fertigung hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Welche Innovationen oder technologischen Durchbrüche halten Sie im Hinblick auf die Materialien für besonders wichtig?

Auf dem Markt für Photopolymerharze gab es viele wichtige Entwicklungen in den Bereichen Verfügbarkeit und Kompatibilität, Qualität und Preis sowie einzigartige Eigenschaften. 

Die Verfügbarkeit und Kompatibilität hat sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. In den ersten 20 Jahren der AM-Industrie bot eine ausgewählte Gruppe von Unternehmen SLA- und DLP-Materialien nur für ein System an. Mit dem Auslaufen von Patenten und der Verfügbarkeit einer großen Anzahl offener SLA-, DLP- und LCD-basierter Plattformen nahm auch die Materialentwicklung für diese Plattformen zu. Heutzutage gibt es eine große Anzahl von Harzen für fast jeden Drucker.

Diese Verfügbarkeit und der Wettbewerb führen zu einem Anstieg der Qualität und des Preises der verfügbaren Materialien, vor allem für diese offenen Plattformen. Darüber hinaus ist die Verfügbarkeit einzigartiger Materialeigenschaften wie ESD- oder flammhemmende Eigenschaften eine neue Entwicklung für Anwendungen in den Bereichen Elektronik, Automobil, Maschinenbau und Konsumgüter. Diese Eigenschaften waren früher nur als Spezialgranulat für den Spritzguss oder für FDM erhältlich und können jetzt auch in Photopolymerharz gedruckt werden. Wir sehen, dass sich dieser Trend fortsetzt, wobei die Entwicklung von zäheren Materialien und UV-stabilen Photopolymeren die neue Grenze darstellt.

Erst Corona und jetzt die hohe Inflation stellen die gesamte Branche vor große Herausforderungen. Wie wirken sich Ihrer Meinung nach die verschiedenen Krisen auf die Additive Fertigung aus?

Durch Herausforderungen können wir unser Unternehmen besser positionieren, und wir sehen Herausforderungen als Messpunkte dafür, wie widerstandsfähig wir derzeit sind. Außerdem stellen sie unsere Fähigkeit auf die Probe, kreativ zu denken und zu handeln und diese Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Mit Covid sahen wir die Möglichkeit, den Weg der Entwicklung hochwertiger technischer Materialien wie Flexible-X und Tough-X fortzusetzen. Da die Welt aufgrund von Covid und später auf der ganzen Welt nur noch begrenzt Waren aus asiatischen Ländern beziehen konnte, begannen Unternehmen nach Alternativen für die Herstellung von Ersatzteilen und anderen Komponenten zu suchen. Mit der Einführung dieser neuen technischen Werkstoffe ermöglichten wir es den Unternehmen, ihre eigenen funktionellen (Ersatz-)Teile herzustellen, was ihnen ermöglichte, ihr Geschäft weiterzuführen.

Als Covid langsam in den Hintergrund rückte, entwickelten wir weiterhin hochwertige technische Materialien wie Composite-X, ESD und flammhemmendes HDT. Dies sind die wichtigsten technischen Harze, die der Industrie helfen, die Produktion zurück in die westlichen Länder zu verlagern und Teile im eigenen Haus herzustellen. Insgesamt glaube ich, dass diese schwierigen Zeiten dazu beitragen, die additive Fertigungsindustrie zu stärken und sie stabil zu halten.

Welche Auswirkungen wird die Additive Fertigung Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren auf verschiedene Branchen und möglicherweise auf die Gesellschaft insgesamt haben?

Die Integration der Additiven Fertigung in Unternehmen wird in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Diese Integration wird sich in den Produktionsabläufen bemerkbar machen, um Risiken in der Lieferkette zu mindern, Kosten zu senken und einen Wettbewerbsvorteil in Bezug auf Design und Flexibilität zu schaffen. Die Einführung des 3D-Drucks in einen betrieblichen Arbeitsablauf wird die Art und Weise, wie über Fertigung und Konzepte nachgedacht wird, verändern. Dies zeigt sich bereits in der Einführung von AM mit neuen Anwendungen in der Industrie und im Gesundheitswesen (Schuhe, Zahnersatz und Wearables). Letztendlich können Unternehmen individuellere Produkte anbieten, die unserer Gesellschaft letztlich mit einzigartigen Produkten und Designs dienen werden.  

Hier können Sie mehr über Liqcreate und seine Produkte erfahren.