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Wie sich der 3D-Druck als wettbewerbsfähige Alternative durchsetzen kann – Maschinenhersteller YIZUMI im Interview

Das chinesische Unternehmen YIZUMI ist einer der führenden Hersteller von Maschinen für den Bereich der Urformtechniken wie Spritzgießen, Druckgießen und Magnesium-Thixomolding. Dabei fertigt YIZUMI jährlich mehr als 16.000 Maschinen und vermarktet diese weltweit. Die YIZUMI Germany GmbH bildet die Drehscheibe in Europa. Hier wird zum einen das Innovationsmanagement begleitet, der Vertrieb auf dem europäischen Markt bedient und der gesamte Bereich 3D-Druck geführt. In einem Interview mit 3Druck.com gehen General Manager Dr.-Ing. Nicolai Lammert und Global Sales & Marketing Manager Sandro Redina näher auf die Bedeutung der Additiven Fertigung für die Industrie ein.

Die YIZUMI Germany GmbH arbeitet seit 2018 kontinuierlich an der Weiterentwicklung der SpaceA-Technologie. Diese Technologie zeichnet sich durch die direkte Verarbeitung von Kunststoffgranulat aus, das mit Hilfe eines Schneckenextruders geschmolzen und so schichtweise bis zum fertigen Bauteil aufgetragen wird. Hauptziel der Entwicklung war es, eine 3D-Druckanlage zu schaffen, die auch bei großen Stückzahlen eine wettbewerbsfähige Alternative zu herkömmlichen Urformverfahren darstellt.

Mit der SpaceA S-Line, SpaceA B-Line und SpaceA C-Line bietet das Unternehmen drei verschiede und modulare All-in-One-Lösungen, welche auch in bestehende Produktionsanlagen integriert werden können.

YIZUMI im Interview 

In einem Interview mit 3Druck.com erläutern Geschäftsführer Dr.-Ing. Nicolai Lammert und Global Sales & Marketing Manager Sandro Redina, wo die Additive Fertigung heute im Vergleich zu konkurrierenden Technologien steht und in welchen Bereichen dieses Fertigungsverfahren zukünftig verstärkt Einzug halten wird.

Welche Bedeutung hat Ihrer Meinung nach die Additive Fertigung im Bezug auf konkurrierende Technologien wie das Spritzgießen?

General Manager Dr.-Ing. Nicolai Lammert

Die Additive Fertigung wird im Zuge des ständig steigenden Kostendrucks und dem Bedarf nach Effizienzsteigerungen eine wachsende Bedeutung gewinnen. Große Zellenkombination können durch eine Vielzahl an einzeln agierenden 3D-Druckern ersetzt werden und bieten damit die Chance die Gesamtanlageneffektivität (OEE) der Produktionswerke zu steigern, wo verkettete Prozesse effizienzanfälliger wären. Wir sehen einen wirtschaftlichen Einsatz im Vergleich zum Spritzgießen bis zu einer Losgröße von 50.000 Stück / Jahr bereits heute als realistisch an.

Die Additive Fertigung hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich weiterentwickelt. Welche Innovationen oder technologischen Durchbrüche halten Sie für den Industriesektor für besonders wichtig?

Der wichtigste Durchbruch auf lange Sicht wird die Nutzung von günstigen Verarbeitungsmaterialien darstellen sowie die Reduktion der Anlagenkosten auf ein im Maschinenbau übliches Niveau. An dieser Stelle sind wir aktuell im Markt noch nicht. Jedoch erkennen wir erste Bedarfs-Tendenzen, die in Richtung einer Standard-Produktionstechnologie gehen. Hier wird es noch zu vielen anlagentechnischen und materialseitigen Verwerfungen im Markt kommen müssen, um die Additive Fertigung als Fertigungstechnologie im Vergleich zum Spritzgießen oder Druckgießen zu etablieren.

Erst Corona und die derzeit hohe Inflation stellen die gesamte Branche vor große Herausforderungen. Wie wirken sich die verschiedenen Krisen Ihrer Meinung nach auf die Additive Fertigung aus?

Global Sales & Marketing Manager Sandro Redina

Gerade die Corona-Krise hat extrem viel Momentum aus dem Markt genommen. Viele Innovationsprojekte, mit denen sich Verarbeiter als First Mover hätten platzieren können, sind schlichtweg aufgrund des großen Kapitalverlusts nicht angestoßen worden. Der aktuell hohe Kostendruck hingegen stärkt eher noch die Bedeutung von effizienten Insellösungen, wie es 3D-Drucker sein können. Gleichzeitig müssen höhere Risiken eingegangen werden, um im Vergleich zu Mittbewerben auf dem Markt zu bestehen. So spaltet sich der Markt aktuell in die Zögerlichen, welche den Sturm abwarten und die Macher, welche erkennen, dass es in manchen Anwendungen ein Umdenken bedarf um auch langfristig wettbewerbsfähig zu sein. 

Natürlich handelt es sich gerade bei dem Vergleich zwischen 3D-Druck und Spritzgießen um extrem langwierige Vorgänge, da die meisten Investments in Werkzeuge und Maschinen ja schlichtweg schon getätigt wurden. Hier gilt es nun Schritt für Schritt eine Marktdurchdringung zu erzielen. Dazu ist jedes Element an Wissen, was Verarbeiter, Materialhersteller, Maschinenbauer und Universitäten in den Markt bringen können Gold wert. Denn nur, wenn man das Handwerkzeug kennt, wird man es kaufen und einsetzen.

Welche Auswirkungen wird die Additive Fertigung Ihrer Meinung nach in den kommenden Jahren auf verschiedene Branchen und möglicherweise auf die Gesellschaft als Ganzes haben?

Additive Fertigungsprozesse werden Stück für Stück Anwendungsgebiete im Bereich der Strukturbauteile bis hin zu mittleren Losgrößen / Produktlaufzeit erobern. Das hat im Besonderen kalkulatorische Gründe, welche sich auf Risikominimierungsstrategien beziehen. So können viele kleine flexible Fertigungsanlagen deutlich risikoärmer bei hohen Effizienzen eingesetzt werden, als große Urformzellen. Strömungen in Richtung einer @home-Fertigung von Konsumgütern mittels 3D-Drucker sehen wir als unrealistisch an. In der Regel sind die in Masse produzierten Artikel aus dem Spritzgießverfahren oder Druckgießen so günstig in der Herstellung, dass eine eigene Fertigung mit allen Themen des Designs, der Fertigung, der Qualitätsprüfung, der Kosten sowie der späteren Haftung nicht sinnvoll erscheint. Hier konkurriert der 3D-Druck ja gegen durchaus valide Vertriebs- und Logistikmodelle, welche ebenfalls einer stetigen Weiterentwicklung unterliegen. Wobei die Vertriebsmodelle vor allem durch skalierbare Softwarekonzepte einen entscheidenden Vorteil haben werden. Natürlich betrifft diese Einschätzung nicht alle Branchen. So ist beispielsweise schon jetzt die Anwendung auf dem Gebiet der Medizintechnik für die Losgröße nicht mehr wegzudenken.

In Summe wird der Einsatz additiver Fertigungstechnologien unserer Einschätzung nach dazu führen, dass die Technologiediversität und dadurch auch die notwendige Kreativität in den Unternehmen steigen wird. Nur so können auch die letzten Wettbewerbsvorteile gezogen werden. Um diese Herausforderungen zu managen, wird es umso wichtiger sein, diversifizierte Teams aufzubauen und abweichende Gedankengänge zuzulassen. Der Blick über den Tellerrand, welcher die ja immer noch sehr kleine Branche des 3D-Drucks ausmacht, wird dadurch Stück für Stück Einzug in die Gesellschaft und etablierte Branchen halten. Hin zu mehr Kreativität, Agilität und Diversität. Mit dem Ziel die beste Lösung zu finden.

Hier finden Sie weitere Information zur YIZUMI Germany GmbH.

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