Picaroon, eine Kollaboration aus technikaffinen Künstlern und Designern, stellen ihr neues Projekt vor und erklären, warum dabei die meisten Teile bereits jetzt aus dem 3D-Drucker kommen.
Tangible Orchestra heißt das neue Projekt der internationalen Design- und Kunstschmiede in Edinburgh (UK), letzte Woche wurde es erstmals öffentlich vorgestellt: Von Außen betrachtet stellen die sieben etwa einen Meter hohen Zylinder aus halbtransparentem Acryl eine schlichte Erscheinung dar, im inneren jedoch sitzen dicht gedrängt Sensoren und Elektronikbauteile, die darauf warten den Besucher zu überraschen.
Stellt sich eine Person auf das Podest, wird ihre Position von mehreren Ultraschallsensoren erfasst und trianguliert. Steht sie dabei innerhalb eines definierten Radius um einen Zylinder herum, so wird dieser Zylinder aktiviert und ein Hifi-System im unteren Teil eines solchen Zylinders beginnt den Auszug einer Komposition zu spielen, jedoch nur mit einem einzigen Instrument. Jedem Zylinder ist sein eigenes Instrument zugeordnet und je mehr von ihnen aktiviert werden, desto mehr Instrumente stimmen dynamisch in das Musikstück mit ein.
Vor größeren Herausforderungen standen dabei die Designer vor allem bei der sicheren Unterbringung der Masse an Elektronikteilen im Inneren der Installation. Der komplette innere und teilweise statische Aufbau wurde dabei in über 250 einzelnen Teilen am Computer geplant und in 3D gedruckt. Zum Einsatz kamen Felix 3.0 der niederländischen Firma Felix Printers und etwas mehr als 35 kg Filament, Gründerin Rebecca Gischel erinnert sich:
Nachdem wir in unseren Simulationen ausgerechnet hatten, wie viel Gewicht das alles aushalten muss, begannen wir die innere Statik noch einmal komplett zu überarbeiten. Bei einer Installation im öffentlichen Raum hat man damit zu rechnen, dass jemand dagegen läuft oder dass ein Kind versucht, sie zu erklettern. Wir haben daher die Teile, die der größten Belastung ausgesetzt sind, in Taulman Nylon gedruckt. Bei so vielen Kilogramm Filament mussten wir allerdings schon etwas mit unserem Budget haushalten.
Tangible Orchestra ist ein weiteres gutes Beispiel, dass 3D-Druck auch zunehmend in künstlerischen Projekten Anwendung findet. Das dieser dabei oft das verbindende Element aller Teildisziplinen ist, findet Gründer Sebastian Walter selbstverständlich:
Man sollte sich anschauen, welche Aufgaben unsere Druckteile erfüllen mussten. In die Druckteile wurden die gesamte Elektronik und über 100 Sensoren verschraubt. Der Sound kommt ja aus dem Inneren der komplett abgedichteten Zylinder. Wir haben dann eine Konstruktion simuliert und gedruckt, um den Schall möglichst schnell nach außen zu leiten, ohne die hohen Frequenzen zu verlieren.
Gastbeitrag: Swantje Müller
Swantje Müller (Jahrgang 1991) studiert Psychology of Individual Differences an der Universität in Edinburgh und begleitet die Künstlergruppe Picaroon seit 2012 beratend.
Link: http://www.picaroon.eu/tangible_orchestra.html
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