Original Prusa XL im Test: Ein Gamechanger im Multimaterialdruck!

Der Original Prusa XL ist das wahre Flaggschiff von Prusa Research und setzt mit seinen fünf unabhängigen Extrudern im Core-XY-Aufbau neue Maßstäbe im großformatigen Multimaterialdruck. Unser Test zeigt, dass das Gerät auch für eine Zielgruppe geeignet ist, die weit über den Kreis der Enthusiasten hinausgeht.

Nachdem der leistbare Multimaterial-FDM-Druck eine gewisse technische Reife erreicht hat, orientiert sich der FDM-Markt zunehmend an der Beherrschung dieser Disziplin und bietet ein stetig wachsendes Portfolio an Lösungen an. Spätestens mit der Einführung der MMU3 von Prusa wurde eine zuverlässige Multimaterial-Option im bewährten i3-Design des tschechischen Herstellers verfügbar, wodurch Druckobjekte farbenreicher und vielseitiger wurden.

Auch andere Hersteller folgen diesem Trend und bieten sowohl Standardbauraumlösungen als auch hochskalierte Großformatdrucker an, die verschiedene Filamentzuführungen zu einem Extruder ermöglichen. Prusa hingegen verfolgt mit dem XL ein anderes, vielversprechenderes Konzept: Statt auf ein hochskaliertes i3-Format mit Gantry-Struktur (wie beim MK4) zu setzen, verwendet der XL eine stabile Core-XY-Struktur. Damit zeigt Prusa, dass es die drei prominentesten Druckerarchitekturen (einschließlich der Cantilever-Struktur beim Prusa Mini) meisterhaft beherrscht.

Der entscheidende Vorteil des XL liegt jedoch in der Nutzung von bis zu fünf unabhängigen Extrudern mit eigenen Hotends, die mithilfe eines Toolchangers nahtlos gewechselt werden können. Diese Konfiguration bietet einige signifikante Vorteile, auf die wir weiter unten genauer eingehen werden. Wie bei Prusa üblich, kann der XL mit einem, zwei oder den vollen fünf Werkzeugköpfen bestellt und jederzeit aufgerüstet werden. Dies fügt sich nahtlos in das breite und flexible Ökosystem von Prusa ein, und es ist davon auszugehen, dass der Drucker durch künftige Upgrade-Kits immer auf dem neuesten Stand gehalten werden kann.
Zusätzlich gibt es ein optionales Enclosure für den XL, das weitere Vorteile verspricht und das wir in einem separaten Test behandeln möchten. Mit einem Bauraum von 360 x 360 mm bietet der XL auch ausreichend Platz für Projekte, die weit über den Hobbybereich hinausgehen.

Lieferung und Aufbau

Unser Original Prusa XL wird als “zusammengebaut” geliefert, erfordert jedoch noch das Anbringen einiger empfindlicher, vormontierter Teile wie des Displays, der WLAN-Antenne sowie der fünf Extruder, die separat und transportsicher in der Box verpackt sind. Die Montage beschränkt sich im Wesentlichen auf das Anschließen des Displays und der Kabel, das Anschrauben der externen WLAN-Antenne und die etwas aufwendigere Installation der fünf Extruder. Diese Schritte werden – wie immer bei Prusa – in vielen Sprachen hervorragend erklärt. Insgesamt sollte man für den Aufbau etwa eine Stunde einplanen.

Nach dem ersten Einschalten dauern die Selbsttests und Kalibrierungsschritte, die das Gerät größtenteils selbstständig durchführt, fast eine weitere Stunde. Auch wenn das lange erscheint, sollte man bedenken, dass hier fünf Extruder präzise kalibriert werden müssen. Nach etwa zwei Stunden hat man einen voll einsatzbereiten, leistungsstarken Multimaterial-Drucker zur Verfügung. Die Steuerung über das Menü und den Touchscreen ist typisch für Prusa und erfordert für erfahrene Nutzer keine Umstellung.

Lieferumfang und erster Eindruck

Zum Lieferumfang des Original Prusa XL gehören neben den fünf Extrudern, der WLAN-Antenne und dem Display auch ein vollständiges Werkzeugset, ein Handbuch, ein Katalog mit Filamenten, Sticker und eine XL-Tüte Haribo-Gummibärchen. Außerdem sind eine Spule Galaxy Black Prusament PLA und ein USB-Stick mit mehreren Druckmodellen enthalten. Die bevorzugte Software, PrusaSlicer, steht kostenlos zum Download bereit.

Das Design des Prusa XL fügt sich nahtlos in die typische Prusa-Designlinie ein. Die Maschine, die in den markanten Farben Schwarz und Orange gehalten ist und aus Stahl, Aluminium sowie PETG-gedruckten Teilen besteht, wirkt äußerst stabil. Die über das Gerät hinausragenden Bowden-Schläuche verleihen dem Drucker einen futuristischen, fast alienartigen Look. LED-Streifen, die unterhalb des Rahmens angebracht sind, sowie einzelne LEDs bei jedem Extruder verstärken diesen Eindruck und dienen gleichzeitig als praktische Beleuchtung des Bauraums.

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Funktionsumfang

Der Prusa XL ist eine echte Multimaterial-3D-Drucklösung, die bis zu fünf verschiedene Filamenttypen gleichzeitig verarbeiten kann. Jeder Filamenttyp hat dabei seinen eigenen Extruder und ein eigenes Hotend, was es ermöglicht, nicht nur verschiedene Materialien und Farben zu kombinieren, sondern auch unterschiedliche Hotends (vorinstalliert) je nach Bedarf flexibel einzusetzen. Das Herzstück bildet der Toolchanger, der zwischen den verschiedenen Extrudern wechseln kann, ohne übermäßig viel Filament zu verschwenden.

Mit variabler Extruderanzahl eignet sich der Drucker hervorragend für hochpräzise, mehrfarbige Drucke, den Einsatz von speziellen Supportmaterialien oder die Kombination unterschiedlicher Materialien in einem einzigen Objekt.

Eine beliebte Kombination für Supportstrukturen ist zum Beispiel PLA mit PETG, da diese Materialien nur geringfügig haften und daher leicht und sauber entfernt werden können. Mit der Fähigkeit, bis zu fünf Materialien gleichzeitig zu verarbeiten, übertrifft Prusa viele seiner aktuellen Mitbewerber.

Die Firmware basiert auf Marlin, integriert jedoch auch Input Shaping, um die Druckqualität bei höheren Geschwindigkeiten zu verbessern. Jeder Extruder ist mit einem eigenen Beschleunigungssensor ausgestattet. Wie schon bei den MK4-Modellen hat sich Prusa bewusst gegen einen Fokus auf maximale Druckgeschwindigkeit entschieden, um die Druckqualität nicht zu gefährden. Diese Entscheidung positioniert den XL klar für professionelle und industrielle Anwendungen, bei denen die Prozessstabilität und Druckqualität Vorrang vor reiner Geschwindigkeit haben.

Die Heizplatte des XL besteht aus 16 einzeln gesteuerten Heizkacheln, die eine gleichmäßige Wärmeverteilung gewährleisten. Zudem verfügt der Drucker über integriertes WLAN mit einer externen Antenne, sodass er sicher über das lokale Netzwerk oder Prusa Connect gesteuert werden kann.

Genaue Spezifikationen

Unser Review

Der Prusa XL arbeitet am besten mit dem PrusaSlicer, der die bekannte Farbmalfunktion des MMU-Systems verwendet. Der PrusaSlicer ist kostenlos verfügbar und kompatibel mit vielen 3D-Druckern anderer Marken. Natürlich kann der Prusa XL auch bei Bedarf mit anderen Slicer-Programmen genutzt werden.

Für die Nutzung des integrierten WLANs stehen Prusa Link und Prusa Connect zur Verfügung. Prusa Link ist ein einfaches Interface, das den Drucker über das lokale Netzwerk verbindet und das Hochladen von Dateien sowie die Steuerung grundlegender Funktionen ermöglicht. Prusa Connect hingegen ist eine cloudbasierte, umfassendere Lösung, die den vollständigen Fernzugriff auf den Drucker erlaubt.

Das Laden von Filament auf dem Prusa XL ist äußerst einfach. Die fünf Spulenhalter können sowohl klassische 1-kg- als auch 2-kg Spulen fassen. Theoretisch kann das Gerät damit mit bis zu 10 kg Filament ausgestattet werden. Jeder der bis zu fünf Werkzeugköpfe hat einen eigenen Spulenhalter und wird über einen etwa 1,2 Meter langen Bowden-Schlauch mit Filament versorgt. Da es sich um einen Direct-Drive-Drucker handelt, muss das Filament manuell durch den Schlauch geführt werden, bis die Extruderzahnräder es greifen. Der Prozess ist jedoch deutlich einfacher als beim MMU3.

Wie beim MK4(s) erkennt der XL, wenn neues Filament eingelegt wird, fragt nach dem Materialtyp und passt die Temperatur automatisch an. Anschließend zieht der Drucker das Filament ins Hotend und überprüft, ob der Farbwechsel erfolgreich war. Falls nicht, wird das Filament weiter gespült. Für flexible Materialien wie TPU können die Bowden-Schläuche allerdings problematisch werden, da unerwünschte Reibungswiderstände auftreten können. In diesem Fall lassen sich die Bowden-Schläuche bei einigen oder allen Extrudern entfernen, um auch gummiartige Materialien problemlos zu verarbeiten. Mithilfe der “Spool Join”-Funktion können mehrere oder sogar alle Extruder mit dem gleichen Filament befüllt werden. Sollte während des Druckprozesses das Material auf einer Spule ausgehen, wechselt das Gerät automatisch zum nächsten Extruder, ohne den Druckvorgang zu unterbrechen. Diese Funktion bietet eine enorme Flexibilität und stellt sicher, dass auch große Druckaufträge ohne Materialunterbrechungen abgeschlossen werden können.

In unseren Tests arbeitete der Drucker absolut zuverlässig und erstaunlich sauber, selbst bei großen Objekten. Besonders beeindruckend war unser Test mit mehreren Materialien, der – wie oben erwähnt – zahlreiche neue Anwendungsmöglichkeiten eröffnet.

Unübertroffene Geschwindigkeit im Multimaterial Druck

Die relative Druckgeschwindigkeit liegt zwar erwartungsgemäß unter der von klassischen Klipper-Geräten, aber die absolute Druckgeschwindigkeit bei Multimaterial-Anwendungen übertrifft deutlich die derzeitigen Mitbewerber. Verantwortlich dafür ist der professionelle Toolchanger, der den Reinigungsaufwand für den Extruder auf ein Minimum reduziert.

Ein weiterer damit einhergehender hervorragender Vorteil des Prusa XL ist die drastische Reduzierung von Filament Abfall bei mehrfarbigen Drucken. Schon die Prusa MMU3 beeindruckte uns mit materialschonenden Verfahren, aber der XL übertrifft dies noch einmal deutlich. Im direkten Vergleich eines Drucks mit vier Materialien übertrifft der XL seine Mitbewerber nicht nur in Punkto Geschwindigkeit, sondern erfordert in unseren Testdruck nur rund 17% Materialabfall, während die Kombination aus MK4 und MMU3 rund 48% Abfall verursacht, alternative Anbieter bis zu 165% mehr Material verbrauchen.

Unser Fazit

Der Preis des Prusa XL beginnt bei 2.099 € mit einem Extruder. Aus unserer Sicht lohnt sich jedoch mindestens die Variante mit zwei Extrudern (ab 2.599 €), idealerweise aber die fünf Extruder Variante, die ab 3.699 € (teilmontiert) bzw. 4.199 € (zusammengebaut) erhältlich ist, wie unser Testgerät. Der Preis mag im Vergleich zu einigen Mitbewerbern aus dem Consumer-Segment hoch erscheinen und ist teilweise auf Prusas Premiumstrategie zurückzuführen. Allerdings positioniert sich der Prusa XL durch seinen Funktionsumfang, seine Effizienz und den Qualitätsoutput klar im Bereich der professionellen Anwendungen und ist für diesen Sektor sogar vergleichsweise aggressiv gepreist. Für Hobbyisten oder Gelegenheitsnutzer gibt es natürlich auch günstigere Alternativen, wie den Prusa MK4s mit MMU3, der für weniger intensive Anwendungen ebenfalls eine gute Wahl darstellt.

Die Zeit- und Materialeinsparungen, die der XL beim Mehrmaterialdruck bietet, werden sich jedoch bereits bei einer mittleren Auslastung schnell rentieren. Hinzu kommen die bei Prusa üblichen Vorteile: ein exzellenter Ersatzteilservice, umfangreiche Anleitungen, einfache Umbauoptionen sowie die Möglichkeit, das Gerät durch Upgrades stets auf dem neuesten Stand zu halten. Darüber hinaus fügt sich der XL perfekt in das Prusa-Ökosystem ein.

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